Wie sicher sind Connected Cars?

Das Auto wird immer mehr zum vernetzten Assistenten mit zahlreichen Funktionen. Doch die technische Aufrüstung birgt auch Gefahren.

©GM Company

Opel OnStar, der neue Mobilitäts- und Hilfe-Assistent, wird ab August sukzessive in den Pkw-Baureihen der Marke Einzug halten. ©GM Company

In immer mehr Fahrzeugen ist der Autofahrer nicht mehr allein. Sogenannte Connected Cars sind mit dem Internet verbunden und inzwischen häufig auch mit WLAN ausgestattet. So sind sie in der Lage, sich mit anderen Geräten zu vernetzen.

Online-Angebote zur Unterhaltung oder Kommunikation werden so ermöglicht, ebenso kann das Fahrverhalten dokumentiert und in der Cloud gespeichert werden. So können z. B. besorgte Eltern immer sehen, wo der Nachwuchs sich als Fahranfänger gerade befindet und wie dessen Fahrstil ist. Die Verbindung zum Internet bringt außerdem den Vorteil, dass das Auto im Ernstfall selbst aktiv werden kann. So kann es z. B. automatisch bei Unfällen oder anderen Sicherheitsrisiken warnen, die Geschwindigkeit kontrollieren usw.

Diese Assistenzsysteme unterstützen den Fahrer somit in Sachen Sicherheit, doch sie erhöhen gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit für andere Gefahren. Einerseits ist die Vertraulichkeit der persönlichen Daten ein wesentlicher Punkt, noch viel dramatischer ist jedoch die Möglichkeit für Angriffe von außen auf die Fahrzeugsteuerung.

Angriff von außen

Greift ein Hacker auf die Fahrzeugelektronik zu und manipuliert Bremsen oder andere wesentliche Fahrzeugteile oder -funktionen, droht akute Lebensgefahr. Chrysler hat dies im Sommer dieses Jahres schmerzlich erfahren müssen: Hacker griffen auf die Elektronik eines Wagens zu, steuerten Scheibenwischer, Radio und Klimaanlage und ließen schließlich den Motor ausgehen. Die Folge: Der Autohersteller rief 1,4 Millionen Fahrzeuge zurück.

Das Problem: In vielen Connected Cars läuft die Internetverbindung im gleichen Software-Netzwerk wie die Steuerung für wesentliche Fahrzeugfunktionen. Kommt ein Hacker in dieses Netz, kann er die komplette Kontrolle über das Gefährt übernehmen.

Um dieses Risiko zu umgehen, setzen viele Fahrzeugbauer auf sogenannte „Ethical Hacker“, also Programmierer, die damit beauftragt werden, Schwachstellen im System zu entdecken. Häufig stoßen sie dabei auf Systeme, die mit nicht ausreichend komplexen Passwörtern gesichert sind, sodass der Zugriff für Fachleute ein Kinderspiel ist. Zwar investieren die Hersteller erheblich in die Entwicklung – eine einhundertprozentige Sicherheit wird es wohl aber niemals geben.

Rechtliche Fragen

Kommt es zu einem Angriff durch einen Hacker und passiert dadurch z. B. ein Unfall, stellt sich die Haftungsfrage. Die Produkthaftung legt fest, dass Hersteller ihr Produkt so zu bauen haben, dass nichts passieren kann. Doch dies scheint momentan und vielleicht auch in Zukunft nicht möglich. So gesehen wären die Autobauer fast gezwungen, das Fahrzeug permanent zu „überwachen“, indem sie Daten erheben, um so Mängel frühzeitig zu erkennen. Doch dies ist momentan rechtlich noch nicht zulässig, sodass vonseiten des Gesetzgebers hier dringend gehandelt werden muss.

Ein mitdenkendes Auto, das zuverlässig und sicher über sein „Befinden“ Auskunft gibt, könnte nicht nur das Fahren an sich, sondern auch die Verkehrssicherheit revolutionieren. So könnte etwa ein Fahrzeughalter vom Hersteller kontaktiert werden, sobald das Fahrzeug Fehlfunktionen oder Schäden selbstständig gemeldet hat. Hier bestehen aus rechtlicher Sicht momentan jedoch auch noch Schwierigkeiten, denn den Herstellern ist es derzeit nicht erlaubt, solche Daten auszuwerten oder gar zu speichern.

Auch Gebrauchtwagenkäufer könnten von den Daten profitieren, könnten sie doch so erfahren, ob der Wagen z. B. tatsächlich hauptsächlich auf Langstrecken eingesetzt wurde, ob der Kilometerstand korrekt angegeben ist etc. Da es den Käufern hierbei jedoch auch möglich wäre, Bewegungsprofile der Vorbesitzer auszulesen, ist ein Einblick datenschutzrechtlich problematisch. Vom Gesetzgeber müssen die bestehenden Regelungen daher dringend überprüft und ggf. angepasst werden.

Wichtige Punkte für Käufer und Verkäufer

Auch beim Fahrzeugkauf und -verkauf muss bei Connected Cars besonders sensibel vorgegangen werden. Künftig reicht nicht mehr nur eine korrekte Übergabe des Wagens und Überprüfung der Angaben. Es sollte immer auch sichergestellt werden, dass alle gespeicherten Daten des Vorbesitzers gelöscht werden. Ebenso sollte sich der Käufer darüber informieren, welche Daten in welchem Umfang wo gespeichert werden und wer darauf zu welchem Zweck Zugriff hat.

Verwandte Artikel
 
Magazin-Themen
 
Newsletter
 
 
- DEKRA solutions - Kundenmagazin