40 Jahre Gurtpflicht – erst ungeliebt, dann selbstverständlich

Galt das Anschnallen beim Autofahren früher noch als Freiheitsberaubung, zweifelt heute kaum einer mehr am Nutzen der Sicherheitsgurte.

Seit 40 Jahren gibt es die Gurtpflicht

In den 1960er-Jahren verdoppelte sich die Anzahl der Autos auf deutschen Straßen. Folglich kam es zu mehr Unfällen und mehr Verletzten im Straßenverkehr. Sicherheitsgurte wurden damals nur nach Wunsch in die Fahrzeuge eingebaut und erfreuten sich keiner großen Beliebtheit. Ohnehin waren sie sicherheitstechnisch ausbaufähig: Beim Beckengurt konnte der Oberkörper des Insassen ruckartig nach vorne kippen, beim Schultergurt bestand die Gefahr, dass der Insasse unter dem Gurt hindurch rutschte.

1959 ließ sich der schwedische Volvo-Ingenieur Nils Bohlin den Dreipunktgurt patentieren, eine Kombination aus Becken- und Schultergurt. Der Volvo PV 544 war das erste Auto, dessen Vordersitze serienmäßig mit einem Dreipunktgurt ausgestattet waren. Zum 1. Januar 1976 wurde in Deutschland die Gurtpflicht eingeführt – allerdings erfolgten keine Strafen bei Nichtanschnallen. Viele Autofahrer verzichteten nach wie vor auf den Gurt und das trotz groß angelegter staatlicher Sicherheitskampagnen. Ein Jahr nach Inkrafttreten der Gurtpflicht benutzten lediglich 39 Prozent der Autofahrer den Gurt.

Ein Hauptargument der Gegner: Der Gurt hindere die Insassen daran, das Auto bei einem Brand schnell zu verlassen. Andere fürchteten sich vor Verletzungen durch den Gurt oder wollten keine Knitterfalten in der Kleidung, die der Gurt angeblich verursachte. Viele sahen in dem Gurt wohl auch eine Einschränkung ihrer Freiheit.

Zehn Jahre nach Einführung der Gurtpflicht war die Zahl der Gurtsünder immer noch extrem hoch. Nur knapp 60 Prozent machten vom Sicherheitsgurt Gebrauch. Die Politik handelte und führte 1984 die Gurtpflicht für die Rückbank und ein Bußgeld bei Nichtanschnallen ein.

Mit Erfolg! Heute schnallen sich 98 Prozent der Autofahrer an. Der Gurt wurde als notwendige Sicherheitsmaßnahme anerkannt und für viele ist das Anschnallen vor dem Losfahren ein Automatismus geworden. Für alle anderen gibt es mittlerweile eine wirksame Erinnerung: den Gurtpiepser!

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