Jaguar-Oldtimer: Alles für die Katz

Ein ehemaliger Geschäftsmann sammelt englische Oldtimer und hat in seiner Lagerhalle in Düsseldorf die wohl bedeutendste Jaguar-Sammlung zusammengestellt.

Dieter Zens sammelt nicht nur Jaguars, er fährt sie auch: Der 79-Jährige nimmt an zehn bis zwölf Oldtimer-Rallyes pro Jahr teil. (Foto: DEKRA)

Dieter Zens ist Jaguar-Sammler und -Fahrer: Der 79-Jährige nimmt an bis zu zwölf Oldtimer-Rallyes pro Jahr teil. Foto: Hans Dieter Seufert

Eine alte Industriehalle in einem Hinterhof in Düsseldorf-Heerdt. Hinter einem Rolltor eine Hebebühne, Ersatzteile und ein paar Junghandwerker, die Fenster zusammenbauen. Dann ein zweites Rolltor. Niemand würde in dieser Tristesse einen Schatz vermuten, schon gar nicht die Kronjuwelen des englischen Automobilbaus.

„Ich betreibe kein Museum. Autos zum Rumstehen brauche ich nicht“ “, stellt Dieter Zens klar. „Mir macht es Spaß, solche Fahrzeuge zu bewegen.“ Alle seine Oldies sind fahrbereit – und sie müssen bei Zens einiges aushalten. Der 79-Jährige fährt zwischen zehn und zwölf Oldtimer-Rallyes pro Jahr. Und seine Schätzchen, auch die aus den Vorkriegsjahren „müssen Silvretta-tauglich sein“. Das heißt, sie müssen die Silvretta-Hochalpenstraße im Montafon, die 1.000 Höhenmeter und 33 Kehren zwischen Partenen und der Bieler Höhe überstehen. Idealerweise sollte die Kühlwasser-Temperatur 85 Grad dabei nicht übersteigen. Selbstverständlich haben alle Oldies bei Zens Zusatzlüfter. Denn die Oldies müssen nicht allein höhen-, sondern auch langstreckentauglich sein. Oft reist Zens zu den Rallyes auf eigener Achse an. Gelegentlich geht es auch bei den Rallyes über lange Distanzen. Ein Jaguar E-Type war beispielsweise schon in Indien, fuhr 2.500 Kilometer durch China und legte in Russland stramme 8.000 Kilometer zurück.

Die inneren Werte haben es Zens angetan

Warum hat sich der Unternehmer aus dem Rheinland ausgerechnet den Engländern verschrieben? Es sind nicht allein die äußeren Formen, die ihn begeistern, sondern vor allem die inneren Werte. Mit Blick auf die Leder- und Holzarbeiten betont Zens: „Das ist eine Welt für sich.“ Und dann fasziniert ihn natürlich vor allem das Drehmoment der langhubigen Triebwerke, „das nicht aufhört“. Die meisten seiner Motoren sind leistungsgesteigert, wie beispielsweise das 300-PS-Aggregat im E-Type. Aber manchmal ist die Leistungsausbeute selbst Zens etwas suspekt. Das Arden-Triebwerk des XJ 12 C mobilisiert beispielsweise aus 6,8 Liter Hubraum 400 PS. Speziell bei Nässe ist der Jaguar „schwer zu fahren“, weil das Drehmoment explosionsartig nach oben schnellt. Neben der Leistung investiert Zens, der seinen Kugellager-Handel gerade an seine Söhne abgegeben hat, in die Sicherheit seiner Oldies. „Ich gebe Geld aus, damit die Autos für meine Verhältnisse fahrbar sind.“ Deshalb bekam der E-Type eine Vier-Kolben-Bremsanlage. Und selbst der SS Jaguar 2,5 Liter Salon aus dem Jahr 1936 musste sich einige Modifikationen an der Bremsanlage gefallen lassen. Zens: „Mit der serienmäßigen Bremsanlage war es schwierig, die Bremsbalance zwischen links und rechts einzustellen.“

Oldtimer: die Jaguar-Sammlung von Dieter Zens

Britische Formensprache: Limousinen, Cabrios und Sportwagen von 1932 bis 1978 (Foto: DEKRA)

Zens hat die wohl bedeutendste Jaguar-Sammlung in Deutschland. Aber auch einige Fremdfabrikate haben sich bei ihm eingeschlichen. Beispielsweise ein Rolls-Royce Corniche Cabrio aus dem Jahr 1978. Mit seiner Komfortabstimmung ist es das „vom Fahren her am wenigsten geliebte Auto“. Das Rolls-Royce Pininfarina Coupé bekam deshalb schon mal ein anderes Set-up mit strafferen Federn, Dämpfern und Stabis – und ist deshalb speziell beim Spurwechsel auf der Autobahn viel eleganter zu steuern. Im Vergleich dazu ist der Bentley S3 aus dem Jahr 1963 „wie ein Sportwagen zu fahren“. Erstanden hat er ihn von einem Russen, der schnell Geld brauchte. Zens hat einen Großteil seiner Sammlung bei Auktionen erworben. „Denn“, so der ehemalige Geschäftsmann mit einem verschmitzten Lächeln: „Ich kaufe immer unter dem Marktpreis.“

Der perfekte Weg zum eigenen Oldtimer

Für alle, die auch mit dem Gedanken spielen, sich einen Oldtimer zu kaufen, stellt sich die Frage: Was darf’s denn sein? Youngtimer, Oldtimer oder gar ein Vorkriegsfahrzeug? Ein deutscher, italienischer oder englischer Klassiker? Die Auswahl ist riesig. Einen guten Überblick für Einsteiger bieten die regelmäßigen Kaufberatungen in einschlägigen Oldtimer-Fachmagazinen, wie sie am Kiosk reichlich zu finden sind oder deren digitale Ableger im Internet.

Eine Frage der persönlichen Vorliebe ist es, ob man das Objekt der Begierde von privat oder beim Händler kaufen soll. Oftmals zeigt sich leider erst im Nachhinein, dass man über den Tisch gezogen wurde. Schwarze Schafe gibt es überall. Für renommierte Oldtimer-Händler steht der gute Ruf auf dem Spiel – also ist das Risiko hier für den Käufer generell niedriger. Dafür liegen dort die Preise auch höher. Unter www.classic-trader.com finden Interessenten einen internationalen Marktplatz für den An- und Verkauf von klassischen Fahrzeugen. Ein guter Tipp ist in jedem Fall, zur Fahrzeugbesichtigung einen ausgewiesenen Experten mitzunehmen, der keine rosarote Brille trägt und den Interessenten in seiner Begeisterung bremst. Zu den Grundsätzen gehören eine ausgiebige Probefahrt, der gründliche Check aller Papiere sowie der Blick auf Technik, Elektrik und Unterboden. Speziell Markenclubs können hier mit Rat und Tat weiterhelfen. Aber auch DEKRA hat auf diesem Gebiet reichlich Expertise zu bieten. Das beginnt bei der Hauptuntersuchung und beinhaltet sämtliche Gutachten, die für ein klassisches Automobil wichtig sind, etwa zur Erlangung eines H-Kennzeichens oder zur Wertermittlung. Spezielle Oldtimer-Experten der DEKRA Classic Services stehen bundesweit zur Verfügung. Sie unterstützen auch Oldtimer-Interessenten bei der Kaufberatung.

Oldtimer: Die Jaguar-Sammlung von Dieter Zens

Auch in der Sammlung: ein Nachbau des legendären C-Type, der 1951 das 24-Stunden-Rennen in Le Mans gewonnen hat (Foto: DEKRA)

Wenn es nicht ein extrem seltener Exot sein muss, ermöglicht auch eine Suchabfrage bei den einschlägigen Gebrauchtwagenportalen im Internet einen ersten Überblick über die Preislage des anvisierten Fahrzeugs. Hier lässt sich beim Suchen sogar ein bestimmter Zeitraum von Baujahren vorgeben. Wer dies über Jahre praktiziert, wird erkennen, dass der Preistrend steil nach oben zeigt. Die Tatsache, dass sich alte Autos stetiger Beliebtheit erfreuen, spiegelt auch der Oldtimer-Index wieder, den der Verband der Automobilhersteller (VDA) alljährlich veröffentlicht. 2015 legten Oldtimer auf dem deutschen Markt um 5,6 Prozent zu. Dieser Zuwachs entspricht fast exakt dem durchschnittlichen jährlichen Anstieg seit Beginn der Erhebung des Index im Jahr 1999.

Knapp 38 Millionen Dollar für einen Klassiker

Wie fast überall, gibt es auch hier extreme Beispiele: Der teuerste Klassiker des Jahres 2015 wechselte für mehr als 18 Millionen Dollar den Besitzer. Das Auktionshaus Artcurial in Paris hat einen unrestaurierten, aber heruntergekommener Ferrari 250 GT California Spider von 1961 versteigert. Und im Februar 2016 wurde dieser Rekord gleich überboten: Wieder war es ein Ferrari, der vom gleichen Auktionshaus veräußert wurde: Bei der Oldtimer-Messe Rétromobile in Paris ersteigerte ein US-amerikanischer Sammler einen Ferrari 355 Sport Scaglietti von 1957. Der Preis: sagenhafte 37,8 Millionen Dollar. Der offene Rennwagen wurde von einigen der bekanntesten Rennfahrern dieser Epoche gelenkt: Prominente Namen wie Maurice Trintignant, Mike Hawthorn, Graf Berghe von Trips und Stirling Moss fuhren mit dem V12-Rennwagen bei legendären Veranstaltungen wie den 24 Stunden von Le Mans oder bei der Mille Miglia.

Die teuersten Oldtimer des Jahres 2015

Auktions-Top-Ten: die teuersten Oldtimer des Jahres 2015

Auktions-Top-Ten: die teuersten Oldtimer des Jahres 2015

Genau in dieser interessanten Geschichte liegt auch der Rekordpreis begründet – typisch für den Trend im Hochpreissegment: leistungsstarke Sportwagen in geringer Stückzahl produziert, mit zweifelsfreier Herkunft und erfolgreicher Renngeschichte. Doch die spektakulären Millionenwerte der High-End-Oldtimer sind eher die Ausnahme, nicht die Regel. Der Durchschnittswert eines Oldtimers beträgt laut dem Deutschen Oldtimer Index des VDA rund 15.000 Euro – da zählt die Freude am historischen Fahrzeug oft mehr als der Wert.

Und gerade in diesem Preissegment um 15.000 Euro ist die Auswahl riesig: Ob Alfa Bertone, BMW 02, Citroën DS, Fiat Spider, Ford Mustang, Mercedes S-Klasse, Opel Commodore, Triumph TR6 oder ein VW Bus – je nach Kontostand und automobiler Neigung dürfte hier wirklich jeder fündig werden. Ein weiterer Vorteil für Käufer mit einer „normal“ gefüllten Geldbörse: Bei diesen bekannten Fahrzeugen besteht für den Oldie-Einsteiger höchstens die Gefahr auf einen schlecht restaurierten Blender hereinzufallen – und hier wiederum kann DEKRA mit den Classic Services helfen, solche Pleiten zu verhindern. Denn eigentlich ist ein originalgetreu erhaltener Oldtimer per se mit „eingebauter“ Wertsteigerung ausgestattet.

Vorsicht vor Fälschungen

Eine handfeste Fälschung wird man in dieser volkstümlichen Preisklasse wohl kaum erleben. Im Hochpreissegment hingegen besteht die Gefahr schon eher, etwa bei vermeintlichen Rennwagen mit gefälschter Historie, limitierten Sonderserien und bei Vorkriegsfahrzeugen, wie dem Bentley Blower oder dem legendären Mercedes SSK. Von dem schwäbische Ungetüm mit dem heulenden Kompressormotor sollen heute – wie auch von seinem britischen Kontrahenten – deutlich mehr Fahrzeuge im Umlauf sein, als jemals gebaut wurden.

Betrüger nutzen die hohe Nachfrage nach den raren Klassikern und schaffen aus Ersatzteilen oder nachgefertigten Teilen handfeste Fälschungen, die sie dann zu horrenden Preisen unters Volk bringen. Um solchen Gaunern nicht auf den Leim zu gehen hilft nur, einen ausgewiesenen Experten hinzuzuziehen. Bei Bedarf kann DEKRA auch hierfür einen Marken-Spezialisten mit dem nötigen Know-how vermitteln.

Generell gilt beim Kauf von Old- und Youngtimern: nicht blenden lassen, einen kühlen Kopf bewahren, Rat einholen und statt auf Emotionen lieber auf die Vernunft setzen. Schnellschüsse verbieten sich auch bei der Wahl der besten Versicherungspolice. Zahlreiche Assekuranzen haben spezielle Tarife für Old- und Youngtimer im Programm. Bei der Auswahl können Gleichgesinnte vom Markenclub ebenso helfen, wie ein Studium von Versicherungsvergleichen. Wenn schließlich alles unter Dach und Fach ist, steht der ersten ausgiebigen Oldie-Ausfahrt durch die sonnige Frühlingslandschaft nichts mehr im Weg.

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