Es läuft rund im Kreisverkehr
Einer der bekanntesten führt um den Arc de Triomphe in Paris: Kreisverkehre machen den Verkehr flüssiger und sicherer. Es gibt sie in verschiedenen Dimensionen und unterschiedlichster Gestaltung.

Bis zu acht Spuren hat der Kreisverkehr am Triumphbogen – es kommt auf die Verkehrsdichte an. Foto: Fotolia – A.G. photographe
Die Franzosen lieben den Kreisverkehr. Zwischen 30.000 und 50.000 „ronds-points“ gibt es hier, viel mehr als beispielsweise in den USA oder in Deutschland. Das hat gute Gründe. „Kreisverkehre sind eine sicherere Alternative zu Ampeln und Stop-Schildern“, betont die renommierte US-amerikanische Organisation Insurance Institute for Highway safety (IIHS). Von der breiten Öffentlichkeit oftmals unterschätzt, zwingen Kreisel die Autofahrer nämlich dazu, ihr Tempo bei der Einfahrt und im Kreis selbst zu drosseln. Mit dem Fuß auf dem Gas bei Dunkelgelb noch schnell auf die andere Seite – diese Option gibt es im Kreisverkehr nicht.
Kreisverkehre reduzieren die Unfallgefahr
Schwere Unfälle beim Abbiegen nach links oder rechts, aber auch Frontalzusammenstöße sind nahezu ausgeschlossen. Ein Kreisverkehr kann in der Stadt die Unfallgefahr um mehr als 40 Prozent verringern, fanden französische Unfallforscher heraus. „Die geringen Geschwindigkeiten und die reduzierten Konfliktpunkte sorgen für eine gegenüber anderen Knotenpunktformen sehr hohe Verkehrssicherheit“, betont die Unfallforschung der Versicherer (UDV) in Deutschland. Je nach Verkehrsaufkommen seien Kreisverkehre häufig auch leistungsfähiger als Kreuzungen mit Ampeln.
Die Schaltung der Ampeln an herkömmlichen Kreuzungen muss in größeren Städten unter Einbeziehung des tageszeitlichen Verkehrsaufkommens mühsam aufeinander abgestimmt werden, ums Warten kommt man nicht herum, die „Grüne Welle“ ist ein Ideal geblieben. Kreisel dagegen verbessern den Verkehrsfluss, denn sie passen sich wie ein atmendes System an: Bei wenig Verkehr muss niemand warten, bei einem hohen Aufkommen werden die Fahrzeuge langsamer, aber bleiben in Bewegung. Das wird nicht nur von einer Mehrzahl der Fahrer als angenehmer empfunden, es ist auch positiv für die Umwelt. Wenn Autos weniger an roten Ampeln halten und wieder anfahren müssen, verringern sich Spritverbrauch und Emissionen.
Durch den Umbau einer Kreuzung mit Sicherheitsdefiziten in einen Kreisverkehr „lässt sich eine überdurchschnittliche Verbesserung der Verkehrssicherheit erreichen“, unterstreicht der UDV. Minikreisverkehre mit einem Außendurchmesser zwischen 13 und 22 Metern lassen sich in Ortschaften besser integrieren als kleine Kreisverkehre, die einen Durchmesser von 26 bis 35 Metern haben. Auch Minikreisverkehre gelten als sehr sicher und haben mit maximal 18.000 Fahrzeugen pro Tag eine vergleichsweise große Kapazität. Häufig können sie mit einem geringen Straßenumbau realisiert werden, dass sie von größeren Fahrzeugen wie Bussen überfahren werden, stellt in der Praxis kein Problem dar. Die Insel kleiner Kreisverkehre ist dagegen für Fahrzeuge tabu. Sie sind für eine höhere Verkehrsdichte bis zu 25.000 Autos am Tag ausgelegt.
Mehrspurige Kreisverkehre sollten nur mit Ampeln betrieben werden
Große Kreisverkehre mit einem Durchmesser von mehr als 40 Metern führen mehrere Fahrbahnen nebeneinander und eignen sich für starken Verkehr mit mehr als 30.000 Fahrzeugen täglich. Nach Vorstellung der UDV-Experten sollten sie nur in Kombination mit Ampeln betrieben werden. Eine Sonderform der großen Kreisverkehre ist der sogenannte Turbokreisel mit einer noch höheren Leistungsfähigkeit. Hier erfolgt bereits vor der Einfahrt in den Kreis eine Vorsortierung der einzelnen Fahrtrichtungen.
Kreisverkehre haben schlichtweg weniger Konfliktpunkte als eine normale Kreuzung. Die Sicherheit verringert sich allerdings bei zwei- oder mehrspurigen Kreiseln. Insbesondere Fahrradfahrer müssen hier verstärkt vorsichtig sein, betonen auch französische Experten. Als wichtigste Regel empfehlen sie, nicht am rechten Rand zu fahren, sondern mitten auf der Spur, um gut sichtbar zu sein und sich vor den anderen Verkehrsteilnehmern Respekt zu verschaffen. Wer zu weit rechts fährt, riskiere, überholt zu werden und an Ausfahrten den Weg abgeschnitten zu bekommen.

Die Placa d’Espanya ist einer der bekanntesten Plätze in Barcelona. Um den Brunnen auf der Mitte des Platzes verläuft ein sechsspuriger Kreisverkehr. Foto: Fotolia – marcorubino
Wichtig ist, dass Kreisverkehre – auch nachts – durch Beschilderungen und Markierungen gut erkennbar sind. Gibt es eine Kreisinsel, kann sie mit einem wenige Zentimeter hohen Bord eingefasst sein, außerdem müssen Fußgängerüberwege markiert werden. Auch für Fußgänger als schwächste Verkehrsteilnehmer sind Kreisverkehre vorteilhaft, denn der Verkehr fließt nur in eine Richtung, und die zu überwindende Distanz ist relativ kurz.
Die schönsten Kreisverkehre werden jährlich ausgezeichnet
Trotz alledem bleibt ein Gefahrenpotenzial. Wer mit zu hoher Geschwindigkeit in den Kreisverkehr einfährt, kann auf der Insel in der Mitte, dem Innenkreis landen. Während es in Deutschland hierzu dauerhaft Diskussionen und Umgestaltungsanforderungen seitens der Behörden gibt, um möglicherweise gefährliche Hindernisse zu entfernen, ist man in dieser Hinsicht im Ausland völlig unbeschwert und lässt seinem Gestaltungswillen mit Kunst oder Kitsch freien Lauf. Für die weltweit besten Kreisverkehrs-Ideen wird sogar in jedem Jahr der Preis „International Roundabout of the Year“ von den britischen Kreisverkehrs-Anhängern, der Roundabout Appreciation Society, vergeben.
Die Sicherheit von Kreisverkehren allerdings könnte wohl erhöht werden, wenn man sich zumindest in Europa auf einheitliche Verkehrsregeln einigen würde. Wer derzeit ins Ausland reist, muss sich zunächst einmal mit den von Land zu Land unterschiedlichen Gepflogenheiten vertraut machen. Aber auch die sind nicht immer eindeutig. Während in ganz Frankreich die Fahrzeuge im Kreisel Vorfahrt haben, gibt es zumindest eine Ausnahme: Um den Arc de Triomphe herum muss im Kreisverkehr gebremst werden, Vorfahrt genießen dort die Neuankömmlinge.
Automatisiert, aber sicher!
Am Lausitzring in Klettwitz prüft DEKRA Assistenzsysteme und automatisierte Fahrzeugtechnologien auf Herz und Nieren. Seit Neuestem auch im städtischen Umfeld auf speziell eingerichteten Citykursen. Die Erprobungen sind von zentraler Bedeutung – denn von der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Systeme hängt die Akzeptanz seitens der Gesellschaft ab.
Networking auf der Straße
Im Individualverkehr gilt die V2X-Kommunikation (Vehicle-to-Everything) als Technologie der Zukunft für einen flüssigeren Verkehr und die Verminderung von CO2-Emissionen. Gleichzeitig dürfte das vernetzte Fahren die Fähigkeiten automatisierter Fahrzeuge im Hinblick auf Sicherheit, Effizienz und Autonomie auf ein höheres Level heben.
Rund um den Globus – die kuriosesten Kreisverkehre der Welt
Fahrschüler bringen sie noch ins Schwitzen, für erfahrene Verkehrsteilnehmer sind Kreisverkehre kein besonderes Ereignis mehr. Umso interessanter, wie Ingenieure und Straßenplaner ihrer Kreativität freien Lauf lassen können und kuriose Bauwerke entwerfen. Auch unter Wasser kann es im wahrsten Sinne rund gehen.