Fahrzeugprüfung: Datenauslese onboard und offboard

Mehr und mehr Assistenzsysteme halten Einzug in moderne Fahrzeuge und machen den Weg frei für das automatisierte Fahren. Dipl.-Ing. Frank Leimbach erklärt, was das für die Fahrzeugprüfung bedeutet.

Elektronische Assistenzsysteme sind ein großer Schritt zur Entwicklung des automatisierten Fahrzeugs. Foto: Fotolia - Vege

Auch ein automatisiertes Fahrzeug verfügt über mechanische Teile wie Reifen, Fahrwerk, Bremsen, die geprüft werden. Foto: Fotolia – Vege

Elektronische Fahrerassistenzsysteme sind ein großer Schritt zur Entwicklung des automatisierten Fahrzeugs. Welche Rolle spielt hier DEKRA?

Leimbach: DEKRA engagiert sich u. a. bei den Vereinten Nationen (UNECE) in ausgewählten Gremien. Themen sind hier automatisiertes Fahren und Cyber-Security. Wir agieren hier als Berater der internationalen Gesetzgeber. Unser Anliegen ist es, dass auch in Zukunft sichere Fahrzeuge mit ausgereiften Systemen auf die Straße kommen und diese auch über den Lebenszyklus des Fahrzeugs funktionsfähig bleiben.

Was bedeutet die zunehmende Automatisierung für die Fahrzeugprüfungen?

Leimbach: Auch ein hochautomatisiertes Fahrzeug hat mechanische Bauteile, wie Räder, Lenkung, Fahrwerk und Bremsen, etc. Das alles wird der Prüfingenieur wie bisher unter die Lupe nehmen. Allerdings kommt die Prüfung für die Elektronik dazu, die automatisierte Fahrzustände ermöglicht. Eine ausschließliche Wirkungsprüfung wird wegen der Komplexität der Systeme nicht praktikabel sein. Die Nutzung der Informationen aus dem Fahrzeug wird daher einen höheren Stellenwert erhalten. Wir werden deutlich mehr Daten aus dem Fahrzeug auslesen als bisher. Der ermittelte Istzustand muss dann mit einer Offboard Datenbank abgeglichen werden, die den Sollzustand bzgl. Systemfunktionen und Softwarestände enthält. Aufgrund der zukünftigen Software Updatemöglichkeit over the air werden viel mehr Varianten in kürzeren Zeitabschnitten entstehen und der Datenzugriff wird unabdingbar für die regelmäßige Prüfung.

Dipl.-Ing. Frank Leimbach, Leiter des Bereichs „Konzernrepräsentanz Technische Angelegenheiten“ bei DEKRA. Foto: DEKRA

Wird es neue Konzepte für die Hauptuntersuchung geben? Wie steht es mit der Typzulassung?

Leimbach: Die Typzulassung stellt sicher, dass ausschließlich geprüfte und zugelassene Systeme und Fahrzeuge in Verkehr kommen. Ein Fahrzeug, das der Hersteller gerade vorgestellt hat, kann morgen schon ein anderes sein, wenn über ein Software-Update neue, sicherheitsrelevante Funktionen installiert werden. Die HU sorgt für die Erhaltung der Verkehrssicherheit über den gesamten Lebenszyklus. Die zukünftig erhöhten Anforderungen der Cyber Security werden dazu führen, dass die Hardware gegebenenfalls schon nach wenigen Jahren erweitert oder erneuert und entsprechend neu zertifiziert werden muss.

Verändern sich mit der Automatisierung die Anforderungen an den Fahrzeugprüfer?

Leimbach: Der DEKRA Prüfingenieur muss auch in Zukunft den Stand der Technik kennen. Er muss wissen, wie ein elektronisches System funktioniert und was es können sollte. Welche Fahrfunktionen sind von einem defekten Sensor betroffen, der mehrere Systeme im Fahrzeug bedient? Der Prüfingenieur muss beurteilen, was dies für die Sicherheit des Gesamtsystems bedeutet. Dazu muss er kein IT- oder Cyber-Experte werden. Er benötigt jedoch den Zugriff auf die Fahrzeugdaten onboard und offboard sowie die geeigneten Tools, mit denen er die Prüfung durchführen kann.

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