Kinder in Gefahr
Wie sicher können Kinder aufwachsen? Statistiken gewähren Einblicke in die größten Unfallursachen, die weltweite Kindersterblichkeit und potentielle Gefahrenquellen im Haus. Buchautor Tim Gill verrät außerdem, wie man Städte kinderfreundlich gestalten kann.

Kindliche Neugier führt schnell zu Unfällen. Foto: Fotolia – Africa Studio
Kinder leben in Deutschland und den meisten westlichen Staaten statistisch gesehen äußerst sicher. Das liegt unter anderem auch an den herrschenden Normen und Richtlinien sowie der guten medizinischen Versorgung. Kindliche Neugier, Ungeübtheit und Unachtsamkeit führen aber immer wieder zu Unfällen mit mehr oder weniger schweren Folgen. Für Eltern zählt nicht die Statistik, sondern das Wohlergehen der eigenen Kinder. Je nach Altersgruppe ändern sich auch die Risiken.
Drei Fragen an Tim Gill
Der Buchautor plädiert für eine selbstbewusste und angstfreie Kindheit. Der gebürtige Engländer ist ein langjähriger Anwalt für kinderfreundliche Stadtgestaltung. 2017 erhielt er ein Travelling Fellowship vom Winston Churchill Memorial Trust und untersuchte, wie Städte wie Calgary, Freiburg, Oslo, Rotterdam und Vancouver Bedürfnisse von Kindern berücksichtigten. Gill hat politische Parteien und Thinktanks im gesamten politischen Spektrum beraten und ist Mitautor einer Studie, um lebenswerte Stadtviertel für Londoner Kinder zu gestalten.
DEKRA solutions: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Gesundheitsprobleme oder auch Gefahren für Kinder in Großstädten?
Gill: Fahrzeuge verursachen enorme gesundheitliche Probleme für alle Stadtbewohner, vor allem aber für Kinder. Weltweit ist der Straßenverkehr die häufigste Todesursache bei den 10- bis 19-Jährigen. Bewegungsmangel und Fettleibigkeit bei Kindern nehmen in vielen Städten zu, nicht nur in Ländern mit hohem Einkommen. Obwohl die Ursachen komplex sind, sind sitzende und autobedingte Lebensweisen eindeutig ein Faktor.
Wie können wir Städte für Kinder lebenswerter einrichten?

Tim Gill, Wissenschaftler und Autor des Buches „No Fear“. Foto: Tim Gill
Kinder leben nicht in Städten, sie leben in Nachbarschaften. Am wichtigsten ist es, sich darauf zu konzentrieren, die Nachbarschaft als Ganzes kinderfreundlicher zu gestalten. Viele Erwachsene denken, dass Spielplätze der Schlüssel seien. Und Kinder brauchen und wollen Raum zum Spielen und zum Treffen mit Freunden. Aber das muss nicht unbedingt Spielplätze bedeuten. Es kann sich um Plätze, Straßen oder natürliche Flächen handeln.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Aspekte kinderfreundlicher Städte?
Zuerst die Nachbarschaftsebene. Quartiere sollten so kompakt gebaut sein, dass nichts zu weit von allem anderen entfernt ist. Aber nicht so dicht, dass es nicht genügend öffentlichen Raum gibt. Zwischen diesen verschiedenen Orten und Einrichtungen wie Schulen und Geschäften sollten sichere Geh- und Fahrradnetze geschaffen werden, die nicht durch starke Verkehrsadern unterbrochen werden.
Automatisiert, aber sicher!
Am Lausitzring in Klettwitz prüft DEKRA Assistenzsysteme und automatisierte Fahrzeugtechnologien auf Herz und Nieren. Seit Neuestem auch im städtischen Umfeld auf speziell eingerichteten Citykursen. Die Erprobungen sind von zentraler Bedeutung – denn von der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Systeme hängt die Akzeptanz seitens der Gesellschaft ab.
Networking auf der Straße
Im Individualverkehr gilt die V2X-Kommunikation (Vehicle-to-Everything) als Technologie der Zukunft für einen flüssigeren Verkehr und die Verminderung von CO2-Emissionen. Gleichzeitig dürfte das vernetzte Fahren die Fähigkeiten automatisierter Fahrzeuge im Hinblick auf Sicherheit, Effizienz und Autonomie auf ein höheres Level heben.