Tod im Winkel
Jeder Einzelne ist einer zu viel: Nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) kamen im letzten Jahr 34 Radfahrerinnen und Radfahrer durch Abbiegeunfälle mit Lkw ums Leben.

Lebensretter: Michael Winzer testet mit dem Team Gesamtfahrzeug den Abbiegeassistenten. Foto: Jean-Claude Winkler Photography
Die Gefahr lauert im „toten Winkel“, dem nicht einsehbaren Bereich vor und neben dem Fahrzeug. Abhilfe schafft der Abbiegeassistent. Wenn sich ein anderer Verkehrsteilnehmer im „toten Winkel“ befindet, bekommt der Fahrer ein optisches und bei vielen Systemen optional ein akustisches Warnsignal. Entsprechende Systeme lassen sich nachrüsten. Die testen Michael Winzer und das Gesamtfahrzeug-Team im DEKRA Automobil Test Center in Klettwitz am Lausitzring. Abbiegen ist ein komplexer Vorgang. Der Fahrer muss Ampeln, Beschilderung, Gegen- und Querverkehr beachten und gleichzeitig Fußgänger und Fahrradfahrer auf der Seite im Auge behalten. Da übersieht man schon mal was. Michael Winzer: „Das ist fast ein Blindflug mit unzähligen optischen Reizen.“ Deshalb braucht es Unterstützung.

Der Abbiegeassistent überwacht einen etwa 1,6 Meter breiten und 6 Meter langen Streifen. Foto: Jean-Claude Winkler Photography
Der Abbiegeassistent überwacht je nach Hersteller durch Kameras, Ultraschallsensoren oder Radar seitlich des Lkw einen etwa 1,6 Meter breiten und 6 Meter langen Streifen. Dabei beginnt der Abdeckungsbereich an der Fahrzeugfront und in 0,9 Meter Abstand seitlich des Lkw. Die Demonstration von Herrn Winzer zeigt: Wird im „toten Winkel“ auf der Beifahrerseite ein Radfahrer oder Fußgänger erkannt, geht am Armaturenbrett eine gelbe Warnleuchte an. Eine rote Leuchte blinkt, wenn Kollisionsgefahr droht, und zusätzlich ertönt ein akustisches Warnsignal. Entscheidend ist die Intelligenz im System. Nur die smartesten Systeme unterscheiden zwischen Radfahrern und Verkehrszeichen, Ampeln oder Bäumen und sorgen so für eine geringe Anzahl von Falschmeldungen. Die fatale Folge von Fehlauslösungen kennt Michael Winzer: „Falscher Alarm verringert die Akzeptanz beim Fahrer. Zunehmend nimmt er Warnhinweise nicht mehr ernst.“
Zahlreiche Unternehmen haben das Potenzial erkannt. Edeka etwa geht als gutes Beispiel voran und rüstet alle Lkw, die zur Firmenflotte gehören, mit dem Warnsystem aus. Ebenso der Discounter Netto: Alle 500 Lkw des Unternehmens sollen im Lauf des Jahres nachgerüstet werden. Und auch der Gesetzgeber setzt Zeichen. Auf EU-Ebene werden ab 2024 Abbiegeassistenten in allen Neufahrzeugen verpflichtend sein, ab 2022 für alle neuen Fahrzeugtypen. Bis dahin sind freiwillige Nachrüstungen angesagt. Michael Winzer: „Jeder Abbiegeassistent ist besser als keiner. Denn er rettet Leben.“
Automatisiert, aber sicher!
Am Lausitzring in Klettwitz prüft DEKRA Assistenzsysteme und automatisierte Fahrzeugtechnologien auf Herz und Nieren. Seit Neuestem auch im städtischen Umfeld auf speziell eingerichteten Citykursen. Die Erprobungen sind von zentraler Bedeutung – denn von der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Systeme hängt die Akzeptanz seitens der Gesellschaft ab.
Networking auf der Straße
Im Individualverkehr gilt die V2X-Kommunikation (Vehicle-to-Everything) als Technologie der Zukunft für einen flüssigeren Verkehr und die Verminderung von CO2-Emissionen. Gleichzeitig dürfte das vernetzte Fahren die Fähigkeiten automatisierter Fahrzeuge im Hinblick auf Sicherheit, Effizienz und Autonomie auf ein höheres Level heben.
Rund um den Globus – die kuriosesten Kreisverkehre der Welt
Fahrschüler bringen sie noch ins Schwitzen, für erfahrene Verkehrsteilnehmer sind Kreisverkehre kein besonderes Ereignis mehr. Umso interessanter, wie Ingenieure und Straßenplaner ihrer Kreativität freien Lauf lassen können und kuriose Bauwerke entwerfen. Auch unter Wasser kann es im wahrsten Sinne rund gehen.