Pharmalogistik – So kommen Medikamente sicher an

Pharmalogistiker zeigen in Zeiten von Corona ein beeindruckendes Leistungsvermögen. Die Trends gehen zu mehr Lagerkapazitäten und größeren Reichweiten beim Transport. Hier wie dort sind die Qualitätsanforderungen hoch. Wir haben bei Experten nachgefragt.

Vor dem Hintergrund der Pandemie ist eine funktionierende Pharmalogistik zentraler den je. Foto: Shuttertstock - noppawan09

Vor dem Hintergrund der Pandemie ist eine funktionierende Pharmalogistik wichtiger denn je. Foto: Shuttertstock – noppawan09

Corona hat die Strukturen und Prozesse in der Pharmalogistik durchgeschüttelt. „Aufgrund der Pandemie sind nahezu alle internationalen Sendungen eingebrochen“, berichtet Steven Reinhold, Geschäftsführer (CFO) der Berliner Unitax-Pharmalogistik. Rund 65 Prozent aller Pharmazeutika, die der Pharmalogistiker mit vier Standorten in Deutschland abwickelt, sind für Drittländer außerhalb der Europäischen Union bestimmt. Einen Aufschwung habe dagegen der nationale Versand genommen. Allein in der Versorgung von Kliniken, Großhändlern und Apotheken sei ein Anstieg von 35 Prozent zu verbuchen. „Politik und Industrie haben ein Interesse daran, sich von Störungen in den globalen Lieferketten unabhängiger zu machen“, erklärt Reinhold. Der Groß- und Außenhandelskaufmann hält es für möglich, dass die Industrie in Zukunft nicht mehr viermal im Jahr bei einem Hersteller in Fernost bestellt, sondern nur noch einmal im Jahr. Hier sei dann der Logistiker gefragt, der dafür die Lagerkapazitäten vorhalten muss.

Vorgaben nach der „Good Distribution Practice“ (GDP)

Bei Unitax hat der nationale Versand in der Krise einen Aufschwung genommen. Foto: Unitax

Bei Unitax hat der nationale Versand in der Krise einen Aufschwung genommen. Foto: Unitax

Für solche Herausforderungen ist Unitax bestens aufgestellt. Rund 40.000 Paletten managt der Supply-Chain-Partner für seine Pharmakunden. Die Messlatte für Hygieneanforderungen hängt in den Pharmalagern enorm hoch. Investiert hat Unitax vor allem in die Bausubstanz – dank ausgezeichneter Dämmwerte lassen sich die Temperaturen im Sommer problemlos zwischen 15 bis 25 Grad halten. Standard sind ein permanentes Temperaturmonitoring und ein Alarmsystem, das bei Veränderungen aktiv wird. „Für uns steht die Qualität an oberster Stelle“, weiß Reinhold. Unitax setzt daher auf die gleichen Zertifizierungen, mit denen seine Pharma-Kunden aufwarten. Eine davon ist die 2013 eingeführte EU-Leitlinie „Good Distribution Practice“ (GDP), die Vorgaben zur Vertriebspraxis von Humanarzneimitteln macht. Sie besagt unter anderem, dass Pharmalogistiker die Temperatur- und Feuchtigkeitskontrolle im Lager sicherstellen und die Lagermitarbeiter für die Anforderungen im Umgang mit Arzneimitteln schulen müssen.

GDP-Standards im Transportwesen

Auch im Straßentransport der Pharmazeutika gelten einschlägige Regeln. „Spediteure und Transportunternehmen müssen nachweisen, dass Kühlfahrzeuge, Equipment und die Schulung der Fahrer der GDP entsprechen“, sagt Thomas Schleife, Geschäftsführer der 2010 gegründeten Spedition Transco Berlin Brandenburg in Großbeeren. Der Logistiker deckt für seine internationale Klientel aus acht Ländern ein Transportvolumen von bis zu 66 Paletten ab. Die hoch spezialisierten Fahrzeuge sind in Europa und im Bereich der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) auf Achse. Außerdem sind Transco und seine Partner in der Türkei, im Irak und Iran sowie in der Mongolei und in China unterwegs.

Kreative Problemlösungen in der Praxis

Transco ist für seine internationale Klientel bis nach Zentralasien unterwegs Foto: Transco

Transco ist für seine internationale Klientel bis nach Zentralasien unterwegs. Foto: Transco

„Das A und O der Pharmalogistik ist das Qualitätsmanagement. Wir auditieren unsere Subunternehmen regelmäßig an ihren Standorten“, berichtet Schleife. Für die Definition und Bewertung der Qualitätsstandards ist bei Transco ein eigens angestellter Pharmazeut zuständig. Kommt es bei einem Pharmatransport zu einem Zwischenfall, verlässt sich Schleife darauf, dass die Partner und Fahrer in Abstimmung mit Transco die richtigen Entscheidungen treffen. Was wäre zum Beispiel zu tun, wenn bei Temperaturen von über 40 Grad das Kühlaggregat im Lkw ausfällt? Dieses Szenario hat Schleife im vergangenen Jahr in Turkmenistan erlebt. Die Lösung war ebenso einfach wie kreativ: der Lkw wurde kurzerhand in eine Waschanlage geleitet und einen Tag lang mit kaltem Wasser kontinuierlich gekühlt, bis der Reparaturservice eingetroffen war.

Bedarf nach Transportkapazitäten

Die Sicherheit der Lieferkette ist aber nicht nur in Zeiten von Corona die zentrale Aufgabe für Pharmalogistiker. Gut möglich, dass Europa in Zukunft Quoten für die Bevorratung von Pharmaprodukten festlegt. Gibt es dann beispielsweise einen Impfstoff gegen Covid 19, müsste er verteilt, gelagert und geliefert werden. Damit entstünde ein höherer Bedarf an Transportkapazitäten, die möglicherweise durch branchenfremde Transport- und Logistikunternehmen abgefangen werden müssten. Gleichzeitig bedeutet aber die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben im Bereich der Pharmalogistik eine echte Kraftanstrengung. Unterstützung erhalten Unternehmen beispielsweise von DEKRA Certification, die eine Zertifizierung gemäß der Good Distribution Practice (GDP) anbietet. Durch eine Auditierung können Logistiker die Qualität ihrer Serviceleistungen in der Lieferkette nachweisen und zertifizieren lassen.

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