Smart cruisen in der City?

Seit einem Jahr gehören E-Scooter zu unserem Straßenbild. Für die einen ein Dorn im Auge, für die anderen ein lang ersehnter Verkehrsentlaster. Zeit für eine Bilanz. 

E-Scooter. Foto: Shutterstock - Kit8net

Seit einem Jahr rollen E-Scooter auf deutschen Straßen. Foto: Shutterstock – Kit8net

Als nachhaltige Lösung für die letzte Meile gepriesen, rollen die E-Scooter seit Juni 2019 lautlos auf den Straßen. Die einen sehen in ihnen eine smarte Alternative, überfüllte Städte vom Verkehr und Schadstoffen zu entlasten. Die anderen ärgern sich über Betrunkene, die nachts zu zweit auf dem Elektro-Roller in Schlangenlinien vorbeirauschen oder den Roller unachtsam auf dem Gehweg ablegen.

E-Scooter. Foto: Spin

Spin verleiht in vielen Städten seine E-Scooter. Foto: Spin

Rentables Geschäft

Trotz aller Kontroversen scheint sich das Geschäft mit den Leihscootern zu rentieren. Zwar gab es wegen des Corona-Lockdowns massive finanzielle Einbußen. Viele Verleiher mussten ihren Betrieb kurzfristig einstellen, obwohl die Saison gerade anfing. Auf der anderen Seite haben E-Scooter-Verleiher wie Bird jüngst 275 Millionen US-Dollar eingesammelt, um die Flotte weiter auszubauen. Konkurrent Lime verkündet, man mache in Deutschland keine Verluste mehr im Kerngeschäft. Neben den Newcomern Dott aus den Niederlanden oder dem irischen Hive steigt auch der US-amerikanische Konzern Spin ins Geschäft mit den E-Scootern ein. Das Tochterunternehmen von Ford verleiht jetzt in Köln, Bonn, Essen, Dortmund und Herne seine Zweiräder – auch in Außenbezirken. Damit teilen sich mittlerweile zehn verschiedene Marken den deutschen Markt auf.

Paris reguliert den Markt

Ein Blick über die Grenzen verrät, dass nicht überall E-Scooter erlaubt sind. In den Niederlanden etwa werden sie ähnlich wie Mopeds behandelt und benötigen zur Zulassung einen Fahrersitz. Singapur, Mailand und Paris haben die Flitzer von den Bürgersteigen verbannt, weil die Verletzungsgefahr für Fußgänger zu groß sei. Die US-Metropole Atlanta hingegen hat ein Nachtfahrverbot von E-Scootern verhängt. Auf der anderen Seite regulieren Städte wie Paris gleichzeitig den Markt. Vor dem Lockdown rollten rund 20.000 E-Scooter durch die Metropole – der größte Markt in ganz Europa. Da es auch viel Ärger mit den Fahrern gab, bestimmt die Stadt jetzt den Zugang zum Markt. Immerhin 16 Anbieter haben sich um Lizenzen beworben – doch nur drei bekamen den Zuschlag. Dott, Lime und Tier dürfen ab September mit bis zu 5.000 E-Scootern ihre Dienste anbieten. Zusätzlich wird die Stadt rund 2.500 Parkplätze für E-Roller einrichten.

Unfallstatistik zum E-Scooter

Vor der Zulassung der E-Scooter in Deutschland gab es Schreckensmeldungen über Unfälle aus anderen Ländern. Mediziner befürchteten bereits das Schlimmste, wenn unerfahrene Touristen Fußgänger wie Slalomstangen umfahren würden. Das Statistische Bundesamt hat nun eine Unfallstatistik für E-Scooter veröffentlicht, die sich auf das erste Quartal 2020 bezieht.

Insgesamt 251 Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen, zu denen E-Scooter zählen, wurden registriert. Dabei gab es 182 Leichtverletzte, 39 Schwerverletzte und einen Todesfall. Im gleichen Zeitraum zählte die Polizei über 12.700 Unfälle, bei denen Fahrradfahrer zu Schaden kamen. Das Bild ist allerdings etwas verzerrt – schließlich fahren mehr Menschen in Deutschland mit dem Fahrrad als mit dem E-Scooter.

Die niedrigen Zahlen überraschen aber trotzdem. Genau hier setzt auch der neue DEKRA Micro Mobility Standard an, der mit gemeinsam mit einem E-Scooter-Anbieter entwickelt wurde. Es soll für noch mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit der E-Scooter sorgen. Zielgruppen für die Expertendienstleistungen sind Verleiher von E-Scootern, aber auch Städte mit Verleihsystemen. Der Standard betrachtet die zu prüfenden Mobilitätsangebote aus allen Blickwinkeln. Darunter fallen unter anderem Technik, Produktion, Wartung und Recycling.

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