Fahrrad-Check: Do it yourself

Die erste Fahrradtour im Frühling hat ihren besonderen Reiz. Damit Fahrspaß und Sicherheit nicht auf der Strecke bleiben, lohnt sich vor dem Start ein Check der wichtigsten Bauteile. Dazu braucht es ein paar Hilfsmittel und eine gute Stunde Zeit. DEKRA Experte Jochen Hof gibt die wichtigsten Tipps für den Fahrrad-Frühling.

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Das Fahrrad fit für den Frühling machen, sorgt für Sicherheit. Foto: Shutterstock – oliveromg

Der Frühjahrsputz für den Drahtesel ist bei vielen Radfahrern ungefähr so beliebt wie die jährliche Zahnkontrolle beim Dentisten. Aber während hier viele die Notwendigkeit einsehen, gilt das beim Fahrrad-Check nicht immer genauso.

Dabei gibt‘s gute Gründe für die Fürsorge. Wer tritt schon gerne in die Pedale, wenn zu wenig Luft im Reifen ist, die Kette ständig von den Ritzeln rutscht und beim Bremsen die Trägerplatte der Felgenbremse hörbar auf den Flanken schleift? „Der Frühjahrsputz fürs Fahrrad ist in erster Linie ein Sicherheitscheck, der sich nicht nur für anspruchsvolle Fahrmaschinen, sondern auch für Alltagsräder empfiehlt“, weiß DEKRA Fahrrad-Experte Jochen Hof, Leiter der Niederlassung Düsseldorf. Aber wie lässt sich der Job am besten über die Bühne bringen? Und welches Werkzeug ist gefragt?

Radpflege ist kein Hexenwerk – Do-it-yourself auch für Anfänger möglich

Kettenpeitsche, Zahnkranzabzieher und Steuersatz-Austreiber dürfen bei der Radpflege im Werkzeugkasten bleiben. Das kleine Besteck mit Schraubendreher, Inbusschlüssel und Co. reicht aus. Wer jedoch weder das passende Werkzeug noch das Händchen dafür hat, dürfte schon mit dem Tausch einer defekten Leuchte überfordert sein. In diesem Fall empfiehlt DEKRA Experte Jochen Hof für Einstellarbeiten und Reparaturen eine kundige Hand in der Fachwerkstatt. Trotzdem bleibt noch Raum fürs Do-it-yourself. Eine Reinigung mit Bürste und Schwamm zum Beispiel ist kein Hexenwerk. Dabei lassen sich dann Rahmen, Laufräder und Kette auf Mängel und Defekte überprüfen. Übrigens ist es sinnvoll, auch die Funktion des Fahrrad-Schlosses zu checken. Andernfalls könnte die erste Frühlingsfahrt des Jahres mit dem frisch geputzten Rad auch die letzte werden.

Falls die Beleuchtung nicht funktioniert, sollten zuerst die Kabelverbindungen geprüft werden. Foto: KüppersChecken, ob die Ergonomie noch stimmt. Eventuell Bremshebel für optimalen Griff neu einstellen. Foto: Thomas KüppersDamit die Zahnräder gut geschmiert werden, sollte man nacheinander alle Ritzel und Kettenblätter durchschalten. Foto: Thomas KüppersBei Felgenbremsen zeigen Rillen auf den Bremsklötzen, ob noch genügend Gummi vorhanden ist. Foto: Thomas KüppersStabilität und Haltbarkeit erfordern einen festen Sitz von Lenkervorbau, Lenker und Sattel. Foto: Thomas KüppersEin praktisches Hilfsmittel ist ein Multitool, das ähnlich wie ein Schweizer Taschenmesser diverse Mini-Werkzeuge an Bord hat. Foto: ETMBei einem E-Bike sollte man auf den Ladestand des Akkus achten. Bei starker Entladung die Batterie ins Trockene und Warme bringen und nur zu drei Vierteln aufladen. Foto: Hans-Dieter SeufertScheibenbremsen sollten keine Verfärbungen aufweisen und die Bremsbeläge noch genügend Substanz haben. Foto: Thomas Küppers

Das Werkzeug

Ein Inbusschlüssel mit den Größen vier, fünf und sechs Millimeter, ein Schraubendreher für Kreuz- und Schlitzschrauben sowie ein Maulschlüssel mit der Schlüsselweite 15 für die Radmuttern gehören zur Grundausstattung. Ein Torx-Schlüssel hilft dabei, die bei Mountainbikes häufig verbauten T25-Schrauben zu bearbeiten.

Tipp: Ein praktisches Hilfsmittel ist ein Multitool, das ähnlich wie ein Schweizer Taschenmesser diverse Mini-Werkzeuge an Bord hat.

Hilfreich sind eine Standluftpumpe mit Manometer sowie ein Fahrradöl (Tropfflasche oder Spraydose) zur Pflege von mechanischen Bauteilen. Putzeimer, Bürste, eine ausrangierte Zahnbürste, Schwamm und Lappen komplettieren die Ausstattung.

Die Reinigung

Fahrradreiniger auf Rahmen und Anbauteile sprühen, einwirken lassen, alternativ einen Schuss Spülmittel in einen Eimer mit warmem Putzwasser geben. Schmutz mit Schwamm und Bürste entfernen. Enge Zwischenräume erreicht man mit Bürste oder Zahnbürste. Rad trocknen lassen, Wasserflecken mit Lappen auspolieren.

Tipp: Hochdruckreiniger und Gartenschlauch mit scharfem Strahl sind tabu – sie entfernen Schmierstoffe an wichtigen Stellen und können Lager beschädigen. Die Reinigung bietet Gelegenheit, den Allgemeinzustand des Bikes zu prüfen und Mängeln und Defekten auf die Spur zu kommen.

Rahmen, Sattel und Lenker

Stabilität und Haltbarkeit erfordern einen festen Sitz von Lenkervorbau, Lenker und Sattel. Alle Schraubverbindungen auf korrekten Halt prüfen und bei Bedarf anziehen.

Tipp: Sitzen Bremsgriffe Schalthebel, Klingel und Fahrradlampe noch fest? Lenker bei angezogener Bremse hin- und herbewegen – wenn es ruckelt, könnte zu viel Lagerspiel am Steuersatz vorhanden sein.

Bei Kinderrädern: Checken, ob die Ergonomie noch stimmt. Eventuell Bremshebel für optimalen Griff neu einstellen.

Beim E-Bike: Auf den Ladestand des Akkus achten. Bei starker Entladung die Batterie ins Trockene und Warme bringen und nur zu drei Vierteln aufladen. Inspektionstermine fürs E-Bike checken, um den Anspruch auf Garantie zu erhalten. Häufig werden dann auch Softwareupdates für den Bordcomputer aufgespielt.

Standrohre und Dichtringe der Federgabel mit einem Lappen reinigen, Universalöl auftragen. Sattelhöhe und Sattelneigung entsprechend der Körpergröße auf den jeweiligen Einsatzzweck einstellen. Bei City- und Trekkingrädern passt häufig eine Einstellung auf Hüfthöhe.

Laufräder, Felgen und Reifen

Sind die Laufräder fest verschraubt? Festen Sitz von Schnellspannern und Steckachsen prüfen. Dreht das Rad gleichmäßig durch? Eiert die Felge mit einem Seiten- oder Höhenschlag („Achter“), ist in der Regel die Werkstatt gefragt.

Tipp: Wer mit Fahrrad-Anhänger fährt, sollte auf den festen Sitz des Hinterrades und der häufig dort befestigten Anhängerkupplung achten.

Flanke der Felge sorgfältig prüfen. Bei Bikes mit Felgenbremsen hat die Flanke eine ähnliche Funktion wie die Bremsscheibe. Starke Riefen verschlechtern die Bremsleistung.

Auch Fahrradreifen können altern, weil sich die darin enthaltenen Weichmacher mit den Jahren verflüchtigen. Haben sich an der Reifenflanke oder neben den Profilblöcken kleine Risse gebildet, ist es Zeit für Ersatz.

Tipp: Auch wenn es keine einschlägigen Vorschriften dafür gibt – bei der Profiltiefe darauf achten, ob das Profil dem Verwendungszweck des Rads noch angemessen ist.

Luftdruck prüfen und Reifen gemäß den Angaben auf den Flanken aufpumpen. Typische Reifendrücke beim Rennrad sind sechs bis acht bar, bei Mountainbikes zwischen zwei bis vier bar und bei Trekking- oder Cityrad dreieinhalb bis fünfeinhalb bar.

Tipp: Den Luftdruck nicht per Daumenprobe prüfen – die Methode ist nicht zuverlässig, wenn der Finger nur auf die häufig verbaute Pannenschutzeinlage drückt.  Bei E-Bikes hat der Luftdruck auch Einfluss auf die Akkureichweite. Mit wenig Luft muss der Pneu mehr Walkarbeit leisten, was dem Akku elektrische Energie abzieht.

Die Bremsen

Bei Felgenbremsen zeigen Rillen auf den Bremsklötzen, ob noch genügend Gummi vorhanden ist. Nähert sich der Bremsbelag der Trägerplatte, ist ein Austausch fällig.

Schwergängige Bremszüge mit Fahrradöl oder Kriechfett wieder gängig machen. Ausgefranste Enden oder Risse in den Kabeln sprechen für einen Austausch.

Scheibenbremsen kommen zum Einsatz, wenn stärkere Bremsleistungen gefragt sind. Hier steigt häufig der Verschleiß. Die Scheiben sollten keine Verfärbungen aufweisen und die Bremsbeläge noch genügend Substanz haben.

Tipp: Bei Scheibenbremsen muss zur Sichtprüfung der Bremsbeläge eventuell das Rad ausgebaut werden. Im Zweifel in der Werkstatt prüfen lassen. Hydraulische Bremsen arbeiten mit hygroskopischer Bremsflüssigkeit, die mit der Zeit Feuchtigkeit aufnimmt und dadurch den Druckpunkt der Bremse verändert. Etwa alle zwei Jahre sollte die Flüssigkeit gewechselt werden, ansonsten entsteht das Risiko eines Totalausfalls bei längeren Bergabfahrten.

Ketten, Schaltung, Beleuchtung

Kette mit warmem Wasser schrubben und trocknen. Hinterrad anheben und Kette durch einen mit etwas Öl getränkten Lappen laufen lassen.

Tipp: Beim Einsatz von Sprühöl die Flüssigkeit zielgenau verteilen. Wenn der Sprühstrahl zu sehr streut, landet das Öl schnell auf Bremsbelägen
und Bremsscheiben, was dann die Bremswirkung verschlechtert und die Bremsbeläge ruinieren kann. Kettenschaltungen können sich bei längerer Standzeit verstellen. Dann rattern die Ketten oder es kommt zu ungewollten Gangwechseln.
Ein Fall für die Werkstatt.

Das Rad zur Probe fahren. Bei Fahrrädern mit Kettenschaltung nacheinander alle Ritzel und Kettenblätter durchschalten, damit die Zahnräder gut geschmiert werden. Bei einer hakeligen Schaltung oder wenn die Gänge nicht richtig einrasten, ist wieder der Fachmann gefragt.

Funktion von Scheinwerfer und Rücklicht kontrollieren. Falls nichts leuchtet, die Kabelverbindungen prüfen. Bei Akku- oder Batteriebeleuchtung vorher die jeweilige Energiequelle checken.

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