Motorrad-Check: Sicherer Start in die Saison
Mit den ersten Sonnenstrahlen gibt es für viele Biker kein Halten mehr. Vor der ersten Ausfahrt mit dem Motorrad ist allerdings ein gründlicher Check der Technik gefragt. Aber auch der Fahrer selbst sollte sich beizeiten in Form bringen. Worauf es beim Auftakt der Saison ankommt, erklärt Motorradexperte Achim Kuppinger von DEKRA.

Eine Probefahrt mit vorsichtigen Bremsmanövern zeigt, ob die Anlage zuverlässig arbeitet. Foto: DEKRA
Wenn im Frühling die Sonne an Kraft gewinnt, träumen viele Biker wieder von der idealen Einheit zwischen Mensch und Motorrad. Also rauf auf den Bock und fröhlich am Gashahn gedreht? Das wäre keine gute Idee, solange nicht eindeutig klar ist, ob das Krad den Winterschlaf unbeschadet überstanden hat. „Das ist eine Frage der Sicherheit“, weiß Achim Kuppinger, Motorradexperte bei DEKRA. Die Technik der Maschine muss demnach up to date sein. Wichtig ist ein Check der sicherheitsrelevanten Teile wie Bremsen, Lenkung, Motor und Antrieb, Räder und Beleuchtung. Einem gestandenen Motorradschrauber dürften diese Aufgaben kein Kopfzerbrechen bereiten. Den Tausch der Bremsbeläge erledigt er ebenso im Handumdrehen wie die den Einbau eines ABS-Steuergeräts. Wer allerdings weniger Talent, Wissen und Ressourcen besitzt und obendrein mit einer neueren Maschine auf Kurvenhatz geht, sollte sich auf eine konsequente Sichtprüfung beschränken. Fallen bei der dieser Gelegenheit Mängel auf, sind die Fachleute in der Werkstatt an der Reihe.
Die Gretchenfrage lautet, ob das Motorrad überhaupt anspringt
Wer seinem Schmuckstück zum Auftakt eine ordentliche Grundreinigung spendiert, hat schon mal einen guten Überblick über den Allgemeinzustand und die Verkehrssicherheit. Die Reifen sollten gut in Schuss sein, wenn der Fahrer ihnen in der Kurve sein Leben anvertraut. „Auch wenn der Gesetzgeber nur mindestens 1,6 Millimeter verlangt, gehören dazu eine Profiltiefe von mindestens drei Millimetern und natürlich der richtige Reifendruck“, erklärt DEKRA Experte Kuppinger. Bei Auffälligkeiten wie Beschädigungen, Rissen, Einstichen oder Beulen rät er zum Tausch der Reifen, ebenso wenn der Reifen älter als sechs Jahre ist. Die Gretchenfrage für den Start in den Frühling lautet, ob das Motorrad überhaupt anspringt, wenn der Biker die Zündung aktiviert. Hat die Batterie den Winter an der Batterieerhaltung (Ladegerät) verbracht, stehen die Chancen dafür gut. Ansonsten bietet es sich an, den Akku über Nacht aufzuladen, damit am nächsten Tag genügend Strom für den Start vorhanden ist. „Ist das Bike mit einer On-Board-Diagnose ausgestattet, sollte man die Funktion wichtiger Sicherheitssysteme wie Schlupfkontrolle und ABS kontrollieren“, sagt Kuppinger. Fehlermeldungen der Fahrzeugelektronik sind dann wieder ein Job für die Fachwerkstatt.
Eine gut funktionierende Bremsanlage ist eine Lebensversicherung
Zügig abhaken lässt sich die Kontrolle des Ölstands im Motor und der Kühlflüssigkeit. Fallen Ölspuren am Triebwerk auf, deutet das auf eine Undichtigkeit hin.
Fein raus ist der Besitzer eines Krads, bei dem eine Gelenkwelle die Kraft zum Hinterrad überträgt – Kardanantriebe sind nämlich langlebig und wartungsarm. Die Kette dagegen verlangt mehr Aufmerksamkeit. Sie sollte weder zu straff noch zu locker auf den Ritzeln sitzen und vor allem gut geschmiert sein. Auch die Bremsen sollten sich beim Saisonstart in einem Top-Zustand befinden. Für Achim Kuppinger ist daher der Check der Bremsanlage und der Bremsflüssigkeit ein absolutes Muss. Eine Probefahrt mit vorsichtigen Bremsmanövern zeigt, ob die Anlage zuverlässig arbeitet. Kuppinger empfiehlt den Austausch der Bremsflüssigkeit spätestens alle zwei Jahre, sofern der Hersteller nicht sogar einen jährlichen Wechsel verlangt. Zu guter Letzt stehen die Funktion von Beleuchtung und Blinker auf der Checkliste. Wenn dann noch Seitenständerschalter, Notausschalter und Hupe einwandfrei arbeiten, ist das Bike für den Start in den Frühling gut präpariert.
Ein sicherer Fahrer braucht mentale und körperliche Fitness
Auch der Fahrer selbst sollte sich beizeiten für die Motorradsaison fit machen. Wer mit müden Knochen und steifen Gelenken in den Sattel steigt, kann mit diesen Einschränkungen im Ernstfall kaum schnell genug reagieren. Aber auch auf der Piste stellt sich die Einheit von Mensch und Maschine nur langsam ein. „Es macht einen Unterschied, ob ich mit dem Auto in zehn Sekunden von Null auf Hundert beschleunige oder mit dem Motorrad in drei“, berichtet Motorradexperte Kuppinger. Gerade nach der Winterpause ist die Einschätzung der Geschwindigkeit nicht einfach. Kuppinger rät Motorradfahrern, sich auch mental auf den Saisonstart vorzubereiten und vor allem beim Überholen und Spurwechsel mit Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer zu rechnen. Die optimale Vorbereitung auf die neue Saison bietet aus seiner Sicht ein Sicherheitstraining.
Checkliste – fit in den Frühling
Bereifung und Räder
- Reifendruck kontrollieren und ggf. korrigieren
- Profiltiefe prüfen (Mindestmaß 1,6 mm) und auf Rissbildung achten
- Bei neu montierten Reifen die ersten 200 km vorsichtig einfahren – Rutschgefahr
- Achsenmuttern überprüfen (Sicherung)
- Abdeckkappen für Ventile vorhanden
Motor und Getriebe
- Befestigung und Dichtheit prüfen
- Ölstände checken
- Ein erhöhter Motorölstand deutet auf undichten Vergaser oder Benzinhahn hin
Federn Stoßdämpfer und Lenkanlage
- Einstellung der Stoßdämpfer und Federn überprüfen
- Kontrolle auf festen Sitz, eventuelle Brüche und Dichtheit
- Leicht- und Freigängigkeit der Lenkung bei angehobenem Vorderrad prüfen
Bremsen
- Stärke der Bremsbeläge checken
- Bremsschläuche auf Freigängigkeit, Risse, Dichtheit und Scheuerstellen überprüfen
- Flüssigkeitsstand in den Ausgleichsbehältern kontrollieren
- Bremsflüssigkeit alle zwei Jahre austauschen bzw. nach Herstellervorgabe
Kraftübertragung
- Spiel von Kette oder Riemen nach Herstellervorgabe prüfen
- Kette nicht zu straff einstellen
- Kette schmieren
- Kraftstoffleitung auf Dichtheit und Scheuerstellen prüfen
Elektrische Anlage
- Funktionskontrolle der lichttechnischen Einrichtungen
- Batterieanschlüsse auf Korrosion checken
Rückspiegel
- Ordnungsgemäße Einstellung und Befestigung prüfen
- Gläser auf Beschädigungen kontrollieren
Schutzausrüstung und Fahrer
- Helmvisier auf Kratzer prüfen
- Hinweis auf ECE-Norm prüfen
- Schutzkleidung, Handschuhe, Stiefel imprägnieren.
- Defensiv fahren – vor allem auf der ersten Tour
- Sicherheitstraining oder Fahrtechniktraining absolvieren
Sicher parken, besser ankommen
Sichere Lkw-Parkplätze sind nach wie vor Mangelware. Der EU-weit einheitliche Sicherheitsstandard für Lkw-Parkareale soll den Gütertransport gefahr- und stressfreier gestalten. Digitale Buchungsplattformen helfen dabei, die Stellflächen effizienter zu nutzen und den Alltag von Berufskraftfahrenden komfortabler zu machen.