DEKRA Award: Mit Sicherheit punkten

Author: Annett Boblenz

09. Feb. 2022 Sicherheit bei der Arbeit

Vier Organisationen wurden 2021 für ihre Spitzenleistungen im Dienst der Sicherheit mit dem DEKRA Award ausgezeichnet. In der Kategorie „Startups“ macht das junge Schweizer Unternehmen Lakera Künstliche Intelligenz (KI) sicherer.

Die Expertenorganisation DEKRA lobt seit vielen Jahren gemeinsam mit dem Magazin WirtschaftsWoche den DEKRA Award in den Kategorien Sicherheit im Verkehr, bei der Arbeit und zu Hause aus. Damit werden Unternehmen ausgezeichnet, die Spitzenleistungen im Dienst der Sicherheit bieten. 2019 kam die Kategorie „Startups“ dazu. Der Gewinner in dieser Kategorie ist 2021 die Lakera AI AG aus Zürich.
Das junge Unternehmen konkurrierte in einem spannenden Online-Pitch mit zwei Wettbewerbern um den Titel. Ganze drei Minuten reichten jedoch David Haber, Gründer und CEO von Lakera, um seine Validierungsplattform für KI erfolgreich vorzustellen. „Wir haben eine Softwarelösung entwickelt, die Schwachstellen im KI-System von Unternehmen identifiziert“, beschreibt er den Ansatz. Schließlich funktioniert KI nicht ohne Vertrauen. Automatisiert fahrende Autos müssen einwandfrei funktionieren. Auch darf KI für ein neues Medizinprodukt einzelne Menschengruppen nicht diskriminieren. „KI muss daher objektiv überprüfbar sein. Nicht nur für das Qualitätsmanagement in den Unternehmen, sondern auch für externe Audits“, erklärt David Haber in einem aktuellen Podcast.
Lakera überprüft KI-Anwendungen auf Zuverlässigkeit und Sicherheit
„Wir können sehr viel mit unserer Software checken“, sagt er. Grundsätzlich geht es um nicht weniger, als dass Unternehmen das Risiko und die Schwachstellen von KI managen können. „Aktuell ist es nicht möglich, KI aus der Black Box heraus zu kontrollieren und zu prüfen.“ Entspricht die KI den gesteckten Qualitätsansprüchen? Das zu überprüfen, sei momentan nur Experten vorbehalten. Dabei spiele bei KI die Fehlerprävention, insbesondere in sicherheitskritischen Anwendungen, eine zentrale Rolle. Aktuell ist es nur einer Handvoll von Unternehmen möglich, KI überhaupt systematisch zu validieren. Tesla beispielsweise hat viele Millionen Fahrzeuge auf der Straße, die Daten sammeln, die dann ausgewertet werden können. Den allermeisten Unternehmen falle es aber schwer, KI zu überprüfen.
David Haber dagegen setzt voll auf seine Validierungsplattform. Die Plattform liefert die Daten, die Unternehmen für ein internes Qualitätsmanagement, für externe Prüfungen und Zertifizierungen benötigen. Mit ihr soll es möglich sein, systematisch zu testen, unter welchen Bedingungen KI funktioniert, wann sie Fehler macht. Das Ganze ist verbunden mit einer Risikoabschätzung des Systems, bevor es zum Einsatz kommt. Und natürlich lassen sich mit diesem Wissen auch Entwicklungszeiten verkürzen. David Habers größter Wunsch ist es, dass Unternehmen KI von einfachen Internettechnologien zu sicherheitsrelevanten Anwendungen nicht nur passiv begleiten, sondern sie verstärkt auch aktiv für sich nutzen können.
Die Gewinner der klassischen DEKRA Award-Kategorien
In der Award-Kategorie „Sicherheit im Verkehr“ freute sich die AIT Austrian Institute of Technology GmbH über den Siegertitel. Deren Mobility Observation Box (MOB) ermöglicht es, die Sicherheit von Verkehrsinfrastrukturen nach objektiven Kriterien zu messen und dadurch vergleichbar zu machen. Nach der Datenerfassung werden mittels maschinellen Lernens verschiedene Gruppen von Verkehrsteilnehmern und Verkehrsteilnehmerinnen wie Fußgänger, Radfahrer, Pkw, Lkw oder E-Scooter automatisch erkannt, klassifiziert, deren Verkehrsverhalten bewertet und eine Grundlage für gezielte Verbesserungsmaßnahmen geschaffen. Hier erfahren Sie mehr über den Gewinner der Kategorie „Sicherheit im Verkehr“​.
In der Kategorie „Sicherheit bei der Arbeit“ überzeugte die Jury die Ottobock SE & Co. KGaA mit dem Konzept für ihren „Paexo“, sprich Exoskeletten für optimierte Sicherheit und Ergonomie am Arbeitsplatz im industriellen Kontext. Das Ziel von Ottobock ist es, Menschen mit anspruchsvollen Tätigkeiten wie Überkopfarbeit zu entlasten und gesündere Arbeitsbedingungen durch Exoskelette zu schaffen. Exoskelette verringern messbar die körperliche Belastung und schaffen so gesündere Arbeitsbedingungen. Das innovative Konzept hat sich in der Kategorie durchgesetzt und eröffnet ein neues Produktfeld für viele weitere Einsatzfelder. Hier erfahren Sie mehr über den Gewinner der Kategorie „Sicherheit bei der Arbeit“​.
In der Kategorie „Sicherheit zu Hause“ heißt der Gewinner BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V. Ausgezeichnet wurde die interaktive 3D-Anwendung „Virtuelle Riesenküche“. Die virtuelle Lösung für PC, Smartphone und VR-Brillen versetzt Nutzer in die Größe eines 1,5 Jahre alten Kindes. Aus diesem veränderten Blickwinkel heraus können verschiedene Unfallrisiken entdeckt und minimiert werden. Das ist wichtig, denn die Küche ist der Unfallschwerpunkt Nummer eins im Haus. Hier erfahren Sie mehr über den Gewinner der Kategorie „Sicherheit zu Hause“​.
„Die Sieger haben mit Ideen überzeugt, die in ihren Disziplinen wegweisend sind“, betont Stefan Kölbl, Vorsitzender des Vorstands DEKRA e.V. und DEKRA SE. „Der diesjährige DEKRA Award zeigt: Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen eröffnen neue Möglichkeiten für mehr Sicherheit. Die hohe Teilnehmerzahl und die exzellente Qualität der eingereichten Konzepte beweisen die außergewöhnliche Relevanz des DEKRA Award als Plattform für Sicherheitslösungen der digitalen Zukunft.“ Übrigens: Der DEKRA Award wird auch in diesem Jahr wieder verliehen.
Drei Fragen an Dr. Kerim Galal, bei DEKRA für die Zukunftsthemen Strategie, Innovation und Digitalisierung verantwortlich.
Mit der Lakera AI AG hat ein junges Schweizer Unternehmen in der Kategorie „Startups“ den DEKRA Award gewonnen. Warum ist es so wichtig, das Risiko und die Schwachstellen von Künstlicher Intelligenz, wie beispielsweise Lakera es ermöglicht, managen zu können?
Galal: Für viele der heutigen KI-basierten Systeme gilt, umso genereller das Einsatzszenario, desto wichtiger ist es, dass der technologisch unvermeidbare Kompromiss zwischen absoluter Fehlerfreiheit und allgemeiner Verwendbarkeit sinnvoll ausbalanciert wird. Deswegen ist es eine Notwendigkeit, dass KI-Technologien vor und während des Betriebs identifiziert, überwacht und geprüft werden. Nur so können wir mit ausreichender Sicherheit Fehler vermeiden sowie finanzielle und personelle Schäden im gesamtgesellschaftlichen Kontext abwenden. Das Ziel muss es sein, auch im beginnenden KI-Zeitalter ein hohes Maß an Sicherheit im Verkehr, bei der Arbeit und zu Hause sicherzustellen.
Warum entwickeln gerade Startups häufig Ideen, die bahnbrechend sind? Man denke nur an TikTok, WeWork oder Snapchat.
Galal: Viele Startup-Gründer identifizieren einen Bedarf im digitalen Ökosystem und fokussieren alle Ressourcen auf die konzeptionelle Lösung und deren Skalierbarkeit. Innovationskraft bedarf Schnelligkeit und großen Freiheitsgraden sowie einer „fail-fast-learn-fast“-Einstellung. Genau deswegen sind Partnerschaften mit Startups so relevant für etablierte Unternehmen. Durch sie lassen sich visionäre Weitsicht und Dynamik aus der Startup-Welt mit der Skalierungs- und Umsetzungskraft bestehender Unternehmen vereinen.
Wie profitiert DEKRA selbst von jungen Startups?
Galal: Die Zusammenarbeit mit Partnern – und im besonderen Maße Startups – ist ein wesentlicher Eckpfeiler unserer Digitalstrategie. DEKRA baut mit der unternehmensinternen Innovationseinheit DEKRA DIGITAL bereits in neuen digitalen Feldern, wie Cyber Security, AI oder Future Mobility Services und Produkte auf. Eine Verzahnung mit Startups hilft uns sowohl technische Herausforderungen gemeinsam zu lösen und bestehende Technologie- oder Kompetenzlücken zu schließen, als auch neue Märkte durch ein gemeinsam entwickeltes Geschäftsmodell zu erobern.