Das Milchmann-Prinzip
Abends gemütlich vom Sofa aus Lebensmittel bestellen, am nächsten Tag die Lieferung an der Haustür entgegennehmen: So funktioniert der Online-Lebensmittel-Lieferdienst Picnic.

Der Online-Lieferdienst Picnic arbeitet nach dem Milchmann-Prinzip. Foto: Picnic
Mittwochabend, 20.00 Uhr: Claudia S. aus Krefeld setzt sich auf ihre Couch und zückt ihr Smartphone, um ihren Wocheneinkauf zu erledigen. Sie freut sich königlich darüber, dass der Stresseinkauf zum Feierabend nun ein Ende hat. Stattdessen kann sie jetzt beim Lebensmittellieferdienst Picnic ganz gemütlich abends per App bestellen und erhält ihre Lieferung zur gewünschten Uhrzeit am kommenden Tag.
Immer mehr Menschen wie Claudia S. nutzen Online-Lieferdienste zum Kauf ihrer Lebensmittel. Verschiedene Supermarktketten wie Rewe und Real oder Online-Versandhäuser wie Amazon bieten mittlerweile diesen Service an – so auch Picnic. Das niederländische Tech-Start-up bietet seinen Lieferdienst bereits seit 2015 an. „Wir haben gesehen, wie gut Picnic in den Niederlanden ankam. In Deutschland haben wir Ende 2017 unter einem Decknamen mit einem Piloten angefangen. Wir wollten erst ein Gefühl für die Erwartungshaltung bekommen“, berichtet Frederic Knaudt, Mitgründer von Picnic in Deutschland. Im März 2018 startete das Unternehmen dann offiziell hierzulande.
So funktioniert’s
„Der Lieferdienst erfolgt nach dem Milchmann-Prinzip“, erklärt Knaudt. Bestellt wird ausschließlich per App. Geht die Order des Kunden bis spätestens 22 Uhr ein, liefert Picnic bereits am nächsten Tag. Der Mindestbestellwert beträgt 25 Euro, die Lieferung ist gratis. Damit ist Picnic laut eigenen Angaben der einzige Online-Lebensmittellieferdienst in Deutschland, der seine Kunden kostenlos beliefert. Das funktioniert laut Knaudt mithilfe einer sehr effizienten Supply-Chain. „Das Milchmannmodell ist das effizienteste Liefermodell auf der letzten Meile. Der kommt einmal am Tag in meine Straße und nicht mehrmals wie bei anderen Lieferdiensten. Dadurch schaffen wir dreimal mehr Auslieferungen in der Stunde“, sagt Knaudt. Damit spare Picnic ein Drittel der Kosten. Außerdem betreibt das Start-up im Gegensatz zum stationären Handel keine Läden. „Was wir an dieser Stelle sparen, stecken wir in die Auslieferung“, betont Frederic Knaudt.
Während ihres virtuellen Einkaufs kann Claudia S. nun zwischen rund 10.000 Produkten in der App wählen. Vor ein paar Wochen hatte sie ein Produkt leider nicht über die App kaufen können und wendete sich daraufhin an den Kundenservice von Picnic. Nun stellt sie erfreut fest, dass der Artikel mittlerweile in der App vorhanden ist und legt auch diesen in ihren Warenkorb. Den Großteil der Produkte bezieht Picnic von Edeka Rhein Ruhr. „Damit können wir sicherstellen, dass die ganzen bekannten Marken sowie die Eigenmarken in unserem Sortiment zu finden sind“, sagt Knaudt. Auch Backwaren und Frischfleisch sind erhältlich. Hierfür arbeitet Picnic mit regionalen Bäckern und Metzgern zusammen. Der Lieferprozess beginnt bei Picnic in einem der Lager. Die Waren vom Großhandel kommen am frühen Morgen an. Die sogenannten Shopper kommissionieren die Lebensmittel und packen sie in Kisten, die auf Rollwagen geladen werden. Vom Lager aus transportiert Picnic die Rollwagen in den vorgesehenen Hub. Dort warten die Fahrer, die sogenannten Runner, bereits darauf, ihre E-Flitzer der Marke Goupil mit dem ihnen zugewiesenen Rollwagen zu beladen. Rund 100 dieser Autos hat Picnic in Deutschland im Einsatz.
Rund 3.000 Kunden allein in Krefeld auf der Warteliste
Die Besonderheit: Picnic hat den Korpus des E-Lieferwagens so konzeptionieren lassen, dass die Rollwagen exakt in die Fahrzeuge passen. Die Beladung der Autos verläuft über eine Hebebühne ohne größere Anstrengung. Deshalb ist der Job als Runner auch bei Frauen sehr gefragt. „Rund 30 Prozent der etwa 250 Runner in Deutschland sind Frauen“, sagt Knaudt. Momentan beliefert Picnic sechs Städte in Deutschland: Neuss, Kaarst, Meerbusch, Düsseldorf-Oberkassel, Mönchengladbach, Krefeld und Viersen. Geliefert wird in drei Zeitfenstern, auch Slots genannt. Die insgesamt rund 24.000 Kunden in Deutschland können sich bei der Bestellung einen dieser Slots aussuchen und erhalten von Picnic ein etwa 20-minütiges Zeitfenster, in dem die Lieferung erfolgt. Die Picnic-App bietet zusätzlich ein Live-Radar zur Verfolgung der Lieferung. „In Krefeld sind es momentan 250 Lieferungen pro Tag“, berichtet Knaudt. Tendenz steigend.

Rund 30 Prozent der etwa 250 Runner in Deutschland sind Frauen. Foto: Picnic
Claudias Lieferung kommt prompt am Donnerstagnachmittag. Um 16.40 Uhr klingelt der Runner. „Mal wieder super pünktlich“, denkt sich Claudia, die in der App gespannt das Live-Radar verfolgt hat, und öffnet ihm die Tür. Der kommt schwer bepackt die Treppe rauf. „Ich trage es Ihnen gerne in die Küche“, sagt er. Das Interesse am Lieferdienst von Picnic ist groß. Nicht jeder hat automatisch Zugriff auf die App. Rund 3.000 Kunden stehen allein in Krefeld auf der Warteliste. „Nach der Eröffnung des Hubs in Viersen konzentrieren wir uns jetzt erst einmal auf Nordrhein-Westfalen“, erklärt Knaudt. „Wir haben mit Krefeld und Viersen dieses Jahr bereits zwei neue Hubs eröffnet. Zum Ende des Jahres werden wir aber noch mal Gas geben“, verrät er.
Claudias Freundin Mareike wohnt nicht weit entfernt von Krefeld und ist ganz neidisch, weil es den Picnic-Lieferdienst für ihren Wohnort noch nicht gibt. Vielleicht ja dann zum Jahresende. Claudia ist jedenfalls begeistert und freut sich bereits auf ihren nächsten Wocheneinkauf auf der Couch.
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