Planstädte: Metropolen aus dem Nichts
Woven City ist eine geplante Stadt. Neben der neuen Metropole am Fuße des Fuji-San gibt es auch andere spannende Planstädte wie Brasilia, Bedford Park, Songdo City oder Neom.

Wenn es um Smartcity geht, gilt die Stadt Songdo City als Vorzeigeprojekt. Foto: Istockphoto – CJNattanai
Manchmal wird aus einer großen Idee Wirklichkeit – besonders eindrucksvolle Planstädte von Vergangenheit bis Gegenwart:
2003: Songdo City (Südkorea)
Wenn es um „Smartcity“ geht, dann gilt die 40 Kilometer westlich von der Hauptstadt Seoul gelegene Songdo City als Vorzeigeprojekt. Auf sechs Quadratkilometer aufgeschüttetem Land ist seit Planungsbeginn 2003 eine Pionierstadt entstanden. Sie zieht Experten und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an. Das Besondere an Songdo City ist die Vernetzung aller Nutzerdaten. Besucher und die etwa 70.000 Einwohner der Stadt sind ans zentrale IT-System angeschlossen. Ob Wohnungsschlüssel, Krankenkassen- und Bankkarte oder die Nutzung des ÖPNV: Alles läuft über multifunktionale Chipkarten.

Der Bedford Park in London galt lange Zeit als Prototyp der Gartenstädte und Vororte. Foto: Hulton Archiv – Getty Images
1875: Bedford Park (England)
Der Bedford Park im Westen Londons galt lange Zeit als Prototyp der Gartenstädte und Vororte. 1875 kaufte Jonathan Thomas Carr 24 Hektar Land und begann mit der Planung ästhetischer und erschwinglicher Häuser und Grünflächen. Der Begriff „Gartenstadt“ geht jedoch zurück auf das von dem Briten Ebenezer Howard im Jahr 1898 in England entworfene Modell der planmäßigen Stadtentwicklung. Es diente als Gegenentwurf zur Verdichtung und zum unkontrollierten Wachstum neuer Stadtviertel am Rande bestehender Großstädte.

In der geografischen Landesmitte entstand in der Wildnis Brasiliens innerhalb von rund vier Jahren Bauzeit die neue Landeshauptstadt Brasilia. Foto: Istockphoto – Rafael Serathiuk
1960: Brasília (Brasilien)
In der geografischen Landesmitte entstand in der Wildnis Brasiliens innerhalb von rund vier Jahren Bauzeit die neue Landeshauptstadt Brasília. Als sie 1960 eingeweiht wurde, galt sie als Meisterwerk der Stadtplanung. Ihre Erschaffer, der Stadtplaner Lúcio Costa und der Architekt Oscar Niemeyer, unterteilten die Stadt in vier Bereiche: Wohnen und Arbeiten, Kultur und Sport. Aufgrund seiner Bedeutung für die Architekturgeschichte gehört das Zentrum der rund 6.000 Quadratkilometer großen Stadt seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Mit Neom soll eine Zukunftsstadt der Superlative entstehen. Foto: Neom
2017: Neom (Saudi-Arabien)
Mit Neom soll eine Zukunftsstadt der Superlative da entstehen, wo heute Wüste und Berge ans Rote Meer grenzen. Mit einem Budget von rund 500 Milliarden US-Dollar plant die saudische Königsfamilie seit 2017 auf 26.000 Quadratkilometern einen neuen Weltstandard. Die bis 2030 zu errichtende Planstadt soll für 40 Prozent der Weltbevölkerung in weniger als vier Flugstunden erreichbar sein. Dort sollen unter anderem neue Technologien, neue Wirtschaftszweige, Gesundheitswesen, Bildung sowie Klima- und Umweltschutz erforscht und entwickelt werden.

Toyotas Woven-City liegt am Fuße des Heiligen Bergs Fuji-San. Foto: Squint Opera/Toyota
Woven City (Japan)
Das Stadtleben der Zukunft will der Autohersteller Toyota mit dem Projekt Woven City am Fuß des Fuji-san erproben. 2.000 Einwohner soll die Stadt zunächst haben, späterer Ausbau nicht ausgeschlossen. Das bauliche Konzept erarbeitete Stararchitekt Bjarke Ingels über acht Monate hinweg mit der Toyota-Führung. In der Stadt sollen Straßen in drei Moblitätsbereich aufgeteilt werden. Der erste für den schnellen Transport, autonome und emissionsfreie Fahrzeuge. Der zweite Typ wird eine städtische Promenade, der dritte Teil wird ein Park mit Pfaden nur für Fußgänger.

Dr. Kerim Galal, Geschäftsführer DEKRA DIGITAL. Foto: DEKRA
Drei Fragen an …
Dr. Kerim Galal, Geschäftsführer DEKRA DIGITAL
Die Woven City vereint viele Zukunftsthemen und -technologien. Sie ist voll vernetzt, nachhaltig, denkt Mobilität neu und unterstützt die Bewohner mit Robotik und KI. Wie blicken Sie mit einer DEKRA Innovationsbrille auf dieses Konzept?
Das Konzept zeigt perfekt, in welcher Welt die Kernkompetenz von DEKRA in der Zukunft zur Anwendung kommt. Sicherheit und Security sind der Kitt, der eine solche Smartcity zusammenhält. Deshalb beschäftigen wir uns bei DEKRA intensiv mit eben diesen Themen. Digitalisierung und Trendtechnologien wie IoT, KI oder Big Data sind hierbei unser Hebel, um Innovationen zu entwickeln – insbesondere in den Bereichen Cyber Security, Functional Safety und neue Mobilitätsformen.
Eine Smartcity ist anfällig für Cyberattacken. Wie stellt man sicher, dass selbstfahrende Fahrzeuge oder Roboter sicher sind und nicht gehackt werden?
Um die komplett digitalisierten, voll vernetzen Fahrzeuge zu schützen, sind entsprechende Zertifizierungen nötig, die den UNECE-WP.29-Regularien folgen. Das betrifft das Cyber-Security-Management und Software-Updates. Mit unserem Cyber Security Hub bündeln wir diese Kompetenzen innerhalb von DEKRA. Damit begleiten wir AutomotiveOEMs auf ihrem Weg zum sicheren autonomen, voll digitalisierten Auto.
In der Woven City teilen sich Fußgänger und E-Roller eine Straße. Wie kann man hier Verkehrssicherheit gewährleisten?
Wenn Städte neue Mobilitätskonzepte einführen, müssen hierfür Sicherheitsstandards entwickelt werden. Unser Standard für Mikromobilität zum Beispiel ist holistisch aufgebaut – vom technischen Design bis zum Recycling von E-Rollern. Hier haben wir bestehende DEKRA Expertise auf neue Geschäftsbereiche angewandt. So garantieren wir, dass Mikromobilität zukünftig sicher ist, unterstützen Städte sowie Mobilitätsanbieter und helfen als neutraler Partner, verschiedene Interessen zu vereinen.
Automatisiert, aber sicher!
Am Lausitzring in Klettwitz prüft DEKRA Assistenzsysteme und automatisierte Fahrzeugtechnologien auf Herz und Nieren. Seit Neuestem auch im städtischen Umfeld auf speziell eingerichteten Citykursen. Die Erprobungen sind von zentraler Bedeutung – denn von der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Systeme hängt die Akzeptanz seitens der Gesellschaft ab.
Forsche, Jugend
„Jugend forscht“ schreibt sich seit fast 60 Jahren die Suche nach künftigen Top-Forschern auf die Fahne. Ob Albert Einstein wohl einen Preis im Wettbewerb hätte gewinnen können? Gut möglich, aber nicht sicher. Die Konkurrenz ist hochkarätig und steckt voller großartiger Ideen für die komplexen Probleme der Gegenwart.