Auf dem Weg zur „Hauptuntersuchung 4.0“
Fast die Hälfte aller Fahrzeuge werden bei der Hauptuntersuchung mittlerweile mit einem HU-Adapter geprüft. Das Gerät unterstützt die Ingenieure bei der Prüfung elektronischer Systeme im Fahrzeug. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur „Hauptuntersuchung 4.0“.

Bei der Hauptuntersuchung wird ein Fahrzeug auf seine Verkehrstüchtigkeit untersucht – bei bestandener Prüfung wird die runde HU-Plakette auf das Nummernschild geklebt. (Bild: DEKRA)
Gut ein Jahr nach der Einführung des HU-Adapters im Rahmen der periodischen Fahrzeugüberwachung in Deutschland hat DEKRA eine positive Bilanz gezogen. „Der HU-Adapter ist ein wichtiger erster Schritt, ein Einstieg in die Prüfung elektronischer Systeme“, so Dr. Gerd Neumann, Vorsitzender der Geschäftsführung der DEKRA Automobil GmbH, auf der Fachmesse automechanika in Frankfurt. „Aber er ist eben tatsächlich erst der Einstieg.“
Angesichts der rasanten Entwicklung in der Fahrzeugtechnik, etwa im Bereich elektronischer Assistenzsysteme, müsse die Fahrzeugüberwachung Schritt halten. „Wir werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren so etwas wie die ‚Hauptuntersuchung 4.0‘ entwickeln müssen“, so der DEKRA Geschäftsführer. „Den verkehrssicheren und umweltgerechten Betrieb über das gesamte Fahrzeugleben sicherzustellen, setzt als Schlüsselelement eine effiziente Prüfung moderner elektronischer Systeme voraus – umso mehr im vernetzten Fahrzeug.“
Die Überwachungsorganisationen arbeiten gemeinsam mit Behörden und der FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH an einer schrittweisen Weiterentwicklung der Hauptuntersuchung. „Es werden nach und nach weitere Funktionalitäten hinzukommen“, so Dr. Neumann. Voraussetzung dafür sei unter anderem eine Verbesserung der Datenlieferung durch die Fahrzeughersteller. „Für dieses Thema stehen verbindliche Regelungen noch aus. Sie sind wichtige Voraussetzungen für die Zukunft der Fahrzeugüberwachung.“
Die FSD stellt fahrzeugindividuelle Prüfvorgaben, Zusatzinformationen und Hinweise für die Hauptuntersuchung bereit. Heute liegt das Potenzial für den Einsatz des HU-Adapters bei 45 % aller Pkw für die Verbauprüfung elektronischer Systeme, bei 55 % aller Pkw für die Bremsenprüfung sowie bei 25 % aller Pkw für die Untersuchung der lichttechnischen Einrichtungen.
Obwohl der HU-Adapter an derselben Fahrzeugschnittstelle ansetzt wie die Diagnose in der Werkstatt, gibt es aus Sicht des DEKRA Geschäftsführers hier entscheidende Unterschiede: „Der HU-Adapter ist in seiner Funktionalität auf die Bedürfnisse bei der Hauptuntersuchung zugeschnitten. Es geht darum, Mängel festzustellen – nicht mehr und nicht weniger.“ Die Diagnose dagegen ziele darauf ab, die Ursache für einen Mangel zu finden, damit er behoben werden kann. „Das ist Sache der Werkstatt“, so Dr. Neumann.
„Natürlich ist es wichtig, dass die Werkstatt zur HU-Vorbereitung oder zur Reparatur die Ergebnisse der Prüfung mit HU-Adapter nachvollziehen kann, dass beides kompatibel ist“, erklärt der DEKRA Geschäftsführer. „Auf der anderen Seite ist die bewährte organisatorische und personelle Trennung zwischen Prüfung und Reparatur ganz entscheidend.“
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