Der Aufstieg des Smartphones
Nicht nur die Technik erlebte eine rasante Entwicklung – auch den Alltag haben die Minicomputer im Jackentaschenformat gehörig durcheinandergewirbelt.
Ein iPod, ein Telefon, ein Internet-Kommunikationsgerät. Als Steve Jobs am 9. Januar 2007 in San Francisco dieses Mantra mehrfach wiederholte, brach das anwesende Fachpublikum in tosenden Jubel aus. Denn es realisierte, dass der Apple-Gründer nicht wie ursprünglich angekündigt von drei separaten Geräten sprach, sondern von einem einzigen. Das iPhone war geboren. 2017 jährt sich diese Geburtsstunde zum zehnten Mal. Tatsächlich gibt es „Smartphones“ schon einige Jahre länger. Nokia, Palm, Blackberry, HP und andere hatten bis 2007 Nischenprodukte entwickelt. Doch erst Apple verhalf dem Tausendsassa in der Jackentasche zum Durchbruch im Massenmarkt.
Android kam später
Mit dem Markteintritt von Google und seinem Betriebssystem Android, anderthalb Jahre nach Steve Jobs’ historischem Auftritt, bekam Apple einen starken Konkurrenten. Mittlerweile hat Android dank seiner Verfügbarkeit auf den Geräten Dutzender Hersteller Apples-Geräte bei den verkauften Stückzahlen längst überflügelt. Doch eines gilt für Apple und Google gleichermaßen: Die touchscreenbasierten Smartphones haben in den letzten zehn Jahren praktisch alle Lebensbereiche massiv verändert.
Vor dem Smartphone verabredete man sich an einem festen Ort zu einer festen Zeit. Heute stimmen sich Freunde per Kurznachricht oder Telefon ab, wann und wo sie sich treffen. Öffnungszeiten, freie Parkplätze, Restaurantreservierungen, Preisvergleiche – für praktisch jede Tätigkeit und jeden Bedarf des Alltags gibt es heute ein Programm auf dem Smartphone, eine Applikation oder kurz „App“.
Geschäftsreisende mussten noch vor wenigen Jahren WLAN-Hotspots für ihr Notebook suchen, um unterwegs E-Mails beantworten oder auf Zentralrechner im Unternehmen zugreifen zu können. Heute beantworten sie Anfragen ihrer Kollegen an praktisch jedem Ort innerhalb weniger Minuten übers Telefondisplay. Vernetzte Navigationssysteme mit exakten Staumeldungen sind nicht länger Attribute der automobilen Oberklasse. Eine Smartphone-Halterung und ein Ladekabel für den Zigarettenanzünder bringen diese Funktionen via Smartphone auch in Kleinstwagen. Auch überall Musik hören, Videoclips oder TV-Sendungen anschauen sind per „Streaming“ auf dem Smartphone möglich.
Smartphone-Zombies
Doch gerade das letzte Beispiel zeigt, dass der Siegeszug der smarten Mobiltelefone auch Probleme mit sich brachte. Nicht nur Autofahrer widmen sich während der Fahrt viel zu oft eingegangenen Nachrichten oder den neuesten Facebook-Posts. Auch Fußgänger versenken ihre Aufmerksamkeit häufig im Smartphone. Die Jugendsprache hat für dieses Phänomen bereit eine eigene Wortschöpfung hervorgebracht: „Smombies“ – also Smartphone-Zombies – sind Zeitgenossen, die wie Untote durch unsere Welt wanken, weil ihre Wahrnehmung zu fast hundert Prozent dem Smartphone gilt. Andere sprechen von der „Generation Kopf unten“. Wenn Autofahrer und Fußgänger mehr in ihre Displays vertieft sind als ins Verkehrsgeschehen, sind Unfälle vorprogrammiert. So berechnete eine US-Studie 2016, dass der Griff zum Mobiltelefon hinterm Steuer die Unfallgefahr etwa um das Fünffache steigere, das Lesen und Schreiben von Nachrichten sogar um das Zehnfache. Auch die DEKRA Unfallforschung beobachtete den Smombie-Trend in sechs europäischen Hauptstädten. Spitzenreiter beim Gehen mit Smartphone-Nutzung war mit 23,6 Prozent Stockholm, gefolgt von Berlin mit 14,9 Prozent.
Vierzigmal mehr Rechenleistung als 2007
Das Nutzungsverhalten mit all seinen Licht- und Schattenseiten ist allerdings nicht die einzige Folge von zehn Jahren Smartphone-Boom. Die leistungsstarken Mobilcomputer sind so selbstverständliche Begleiter geworden, dass ihre immense technische Entwicklung gar nicht besonders auffällt. Doch beeindruckt das aktuelle „iPhone 7“ mit einer 40-fach höheren Rechenleistung als sein Urahn 2007. Mit etwa 87 Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde, Gigaflops genannt, übertrifft es den 1985 vorgestellten Supercomputers „Cray 2“ mit 1,9 Gigaflops um den Faktor 45.
Hatte das Ur-iPhone eine interne Speicherkapazität von 16 GB, beträgt diese beim derzeit größten iPhone-Modell 256 GB. Sie trägt den Unmengen digitaler Fotos, Videos und Musikdateien der Smartphone-Nutzer Rechnung.
Die Auflösung der Kamera wuchs von zwei auf zwölf Megapixel. Eine Vielzahl technischer Verbesserungen wie Bildstabilisierung, mehrfarbiger Blitz und beim Top-Modell iPhone 7 Plus zwei Kameralinsen mit unterschiedlichen Brennweiten sorgen heute für sehr gute Bildqualität. Ähnliche Innovationen sind auch bei Top-Geräten des Android-Lagers wie etwa dem Samsung Galaxy S8 festzustellen. Auf mittlere Sicht führt dies sicherlich zu noch höheren Pixelzahlen, noch größeren Displayformaten und noch schnelleren Prozessoren. Für Herbst 2017 kündigte Apple das Jubiläums-Modell seines smarten Telefons an. Es dürfte bei einigen technischen Daten neue Rekorde erzielen.
Wie smart geht die Entwicklung weiter?
Telefonieren, Surfen und Musikhören. So ging es einst los. Heute ersetzen Smartphones überdies Foto- und Videokamera, liefern Fotoalbum und Taschenkino gleich mit. Businessanwendern bieten sie längst das Immer-dabei-Office. Im nächsten Schritt zeichnet sich schon eine umfassende Assistenzfunktion ab. Vorlieben, Interessen und Verhaltensmuster werden mit Terminen und passenden Informationen bis hin zu Ratschlägen kombiniert. Aus der Sprachsteuerung entwickelt sich ein immer echter wirkender verbaler Austausch mit der künstlichen Intelligenz. Der Preis für diesen Service wird mit tiefen Einblicken in die Privatsphäre bezahlt.
Branchenkenner wie Bernd Theiss, Laborleiter der Fachzeitschrift connect, sieht zudem gewisse Auflösungserscheinungen beim Smartphone: So könnten künftig vernetzte Einzelkomponenten an seine Stelle treten: eine Brille mit Laserprojektion direkt ins Auge als Display, die Smartwatch als Hauptmodul, ergänzt durch einige Bio-Sensoren in Form von Schmuckstücken wie Ringen, Halsketten oder Armbänder.
Big Data: Mehr Resilienz statt Optimierung
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Wettfahrt in die Datenwolke
Kommt das Auto künftig aus der Cloud? Die riesigen Datenmengen bei Produktion und Betrieb erfordern neue Lösungen fürs Management der Daten. Internet-Giganten wie Amazon, Microsoft und Google stehen mit ihren Services Gewehr bei Fuß. Jetzt liefern sich die Autohersteller ein Wettrennen um die besten Plätze in der Datenwolke.