Feuerwerk: Mega Spaß und dicke Luft

Der Himmel erstrahlt voll leuchtender Blumen: Zu Silvester brennen Menschen weltweit Feuerwerke ab. Die explosiven Geschosse verzaubern uns – bergen aber auch Gefahren. 

Feuerwerkskörper kurz vor der Zündung. Foto: Fotolia - Jag-cz

Feuerwerkskörper kurz vor der Zündung. Foto: Fotolia – Jag-cz

Schon vor über tausend Jahren wurde das neue Jahr hierzulande lärmend mit Trommeln, Trompeten und Rasseln begrüßt, um böse Geister zu vertreiben. Das eigentliche Feuerwerk aber stammt ursprünglich aus China, wo ein Mönch im frühen 12. Jahrhundert versuchte, Wetterdämonen krachend in die Flucht zu schlagen. Heute werden zu Silvester weltweit Feuerwerke abgebrannt. Dabei sollte die Feierlaune die Sicherheit aber nicht in den Schatten stellen.

Was früher Fürstenhöfen und adligen Gesellschaften vorbehalten war, ist durch die Massenproduktion von Feuerwerkskörpern seit Anfang des 20. Jahrhunderts für jedermann möglich: mit Raketen und Böllern Licht- und Knalleffekte zu erzeugen. Zu Silvester dürfen auch Privatpersonen ohne besondere Genehmigung Feuerwerke abbrennen, und die Lust daran ist nicht nur ungebrochen sondern wächst weiter. Die Umsätze werden in diesem Jahr voraussichtlich bei 137 Millionen Euro liegen, illegal über das Internet gehandelte Ware bildet diese Zahl allerdings nicht ab. Und gerade diese Kracher sind wegen möglicher unkontrollierter Explosionen riskant.

Berüchtigt sind illegale Feuerwerkskörper aus Osteuropa, die sogenannten Polenböller. Jedes Jahr landen in Deutschland zahlreiche Menschen mit Verbrennungen, Augenverletzungen oder dauerhaften Hörschäden in der Notaufnahme von Krankenhäusern, rund 8.000 Personen erleiden zu Silvester Verletzungen des Innenohrs, rund ein Drittel von ihnen behält bleibende Schäden zurück, berichtete das Deutsche Ärzteblatt. Wichtig ist es deshalb, nur Raketen oder Batterien mit einem Prüfsiegel zu kaufen, die an einer vierstelligen Nummer plus F2 plus einer weiteren fortlaufenden Nummer zu erkennen sind. „Ungeprüftes Feuerwerk kann lebensgefährlich sein!“, warnt die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft.

Nur Feuerwerksartikel mit CE-Kennzeichen kaufen

Grundsätzlich dürfen Feuerwerksartikel der Kategorie F2, die ein CE-Kennzeichen tragen müssen, nur drei Tage vor Silvester gekauft und nur am 31. Dezember und am 1. Januar gezündet werden. Ein Bundesgesetz verbietet seit 2009 Feuerwerke in der Nähe von Fachwerkhäusern, rund um Krankenhäuser, Kirchen oder Altersheime sind sie ohnehin tabu. Wer gegen die Regelung verstößt, muss mit einer Strafe von bis zu 50.000 Euro rechnen.

Um Altstadtbrände wie in Tübingen oder Konstanz zu verhindern, haben mehrere Städte in Deutschland ein Feuerwerksververbot erlassen. Düsseldorf beispielsweise geht es auch darum, Personenschäden und Angriffe auf Menschen mit Feuerwerkskörpern zu verhindern. Auf der Nordseeinsel Spiekeroog ist Feuerwerk nach der Lärmschutzverordnung grundsätzlich nicht erlaubt. In Bayern gibt es viele Verbotszonen, insbesondere um die berühmten Schlösser und Burgen herum, aber grundsätzlich darf hier geböllert werden, um das neue Jahr zu begrüßen.

Ein zusätzlicher Nebeneffekt des Spektakels zum Jahreswechsel ist die Luftverschmutzung, die vielerorts explosionsartig ansteigt. Bis zu 200 Millionen Euro werden von den Deutschen zu Silvester krachend und heulend in den Himmel gejagt, schätzt das Umweltbundesamt, dabei werden rund 5.000 Tonnen Feinstaub freigesetzt. Dagegen nehmen sich Dieselfahrzeuge fast wie Unschuldslämmer und die Abgasaffäre wie eine Bagatelle aus, denn die Silvesternacht liefert etwa 17 Prozent des Feinstaubs, der in einem ganzen Jahr durch den Straßenverkehr in die Luft gelangt.

Feuerwerke entzücken bereits seit dem 12. Jahrhundert die Menschen. Foto: Thomas Küppers

Feuerwerke entzücken bereits seit dem 12. Jahrhundert die Menschen. Foto: Thomas Küppers

Hohe Luftbelastung durch Raketen und Böller

So verzeichnen am Neujahrestag viele Messstationen Werte, die weit über dem EU-Grenzwert von täglichen 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen. In München waren es im vergangenen Jahr 1.346 Mikrogramm, in Leipzig sogar 1.860 Mikrogramm. Im Vergleich zur Luftbelastung durch den Straßenverkehr kommt beim Feuerwerk noch Schwarzpulver hinzu, das aus Kaliumnitrat, Schwefel und Holzkohle besteht. Außerdem kann als Verunreinigung der verwendeten Strontium- und Barium-Salze auch radioaktives Radium enthalten sein. Wenn dann kein erfrischender Wind weht, sondern eine Inversionswetterlage besteht, bleiben die Partikel über viele Stunden in der Luft.

Umweltverbände fordern aus Gründen des Gesundheitsschutzes, die Knallerei einzuschränken. „Zumindest in Orten mit erhöhter Luftbelastung haben sie nichts zu suchen, denn in vielen Innenstadtbereichen tragen sie zu einer teilweise extremen Zusatzbelastung bei“, betont die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Je nach Lage vor Ort sollten Teilverbote oder ein komplettes Aus für Feuerwerke ausgesprochen werden, wie das in historischen Altstädten bereits wegen der Brandgefahr der Fall sei.

Aus Sicherheitsgründen: Zentrales Feuerwerk und Verbot anderswo

„Am intelligentesten erscheint die Verschiebung der Feuerwerksaktivitäten raus aus der Innenstadt. Entweder auf Flächen am Stadtrand, wo die Familien ihre Feuerwerkskörper abfeuern können oder besser ein professionelles Feuerwerk an zentraler Stelle“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Ein öffentliches Feuerwerk oder eine professionelle Pyro-Show sei nicht nur sicherer sondern belaste die Umwelt auch weniger, da hier meist effektivere Feuerwerksbatterien zum Einsatz kämen.

Feuerwerk raus aus der Innenstadt - ist eine Forderung der DUH. Foto: Rico Radau

Feuerwerk raus aus der Innenstadt – ist eine Forderung der Deutschen Umwelthilfe. Foto: Rico Radau

Von einer solchen Regelung könnten nicht nur Altstädte und Lungen sondern auch Haustiere profitieren, die die Knallerei in Angst versetzt. Grundsätzlich sollte die Geräuschkulisse nicht unterschätzt werden. Bei Menschen, die die Bombennächte im Zweiten Weltkrieg oder auch anderswo miterlebt haben, sind Panikattacken keine Seltenheit, wenn zu Silvester die Vergangenheit erneut geweckt wird.

Es geht jedenfalls auch anders. So dürfen in der österreichischen Hauptstadt Wien grundsätzlich keine Raketen abgeschossen werden. Erlaubt sind Feuerwerkskörper der Kategorie F1, wozu Wunderkerzen, Knallbonbons, Knallerbsen und Tischfeuerwerk gehören. Im australischen Bundesstaat New South Wales sind private Kracher aus Sicherheitsgründen bereits seit 30 Jahren untersagt – die Stadt Sydney veranstaltet dafür ein weltberühmtes Feuerwerk im Hafen.

 

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