Datenbrillen: Smarte Gläser für die Arbeit

Datenbrillen sind der Schlüssel zur digitalen Evolution in der Industrie 4.0. Die smarten Gläser könnten Tablets, Smartphones und Scanner bald aus dem digitalen Werkzeugkasten verdrängen.

Die typische AR-Datenbrille hat eine optische Baugruppe vor dem Glas. Foto: BMW

Die typische AR-Datenbrille hat eine optische Baugruppe vor dem Glas. Foto: BMW

„Datenbrillen sind eine neuartige Schnittstelle zwischen Mensch und Computer“, erklärt DEKRA Experte Andreas Grasse. Der Elektroningenieur ist Digital Innovation Planer im Stuttgarter Digital Innovation Lab von DEKRA, das seit Ende 2016 unter dem Dach der DEKRA IT am Start ist. Gemeinsam mit seinem Kollegen Sebastian Rolf ist Grasse den neuesten Entwicklungen in der digitalen Sphäre auf der Spur. Dass sie jetzt bei den Datenbrillen fündig geworden sind, ist für die beiden Trend Scouts keine Überraschung. Schließlich entstehen in Industrie und Logistik fast täglich neue Arbeitsplätze mit Schnittstellen zur künstlichen Realität.

Datenbrillen bieten einen Zugang zur Virtualität

„Datenbrillen sind der Schlüssel zur Virtualität“, erklärt Andreas Grasse. Deren bekannteste Spielart ist die Virtual Reality (VR). Sie bezeichnet eine künstliche Umgebung, die durch eine mit Smartphone oder Computer gekoppelte VR-Brille erzeugt wird und in der der Nutzer mit den dargestellten Objekten interagieren kann. Die Außenwelt bleibt in diesem Fall außen vor. Eine andere Variante der Virtualität am Arbeitsplatz ist die Augmented Reality (AR). Anders als die VR ist sie deutlich näher dran an der physischen Welt. Kennzeichen der erweiterten Realität ist die Verbindung von realen Objekten mit digitalen Informationen in Form von Grafiken, Videos und Texten. Die Datenbrillen in diesem Sektor sehen aus wie herkömmliche Brillen, verfügen aber häufig mit Prozessor, Touchpad, Sensoren und WLAN über jede Menge High Tech im Gestell. Die typische Ausführung für ein solches Smart Glass besitzt ein Display im Brillenglas sowie eine optische Baugruppe, welche die vor dem Auge erzeugten Bilder und Informationen auf einen sehfreundlichen Abstand bringt.

DHL setzt in der Kommissionierung auf die Technologie Pick-by-Vision. Foto: DHL

DHL setzt in der Kommissionierung auf die Technologie Pick-by-Vision. Foto: DHL

In der Logistik haben Smart Glasses die Feuertaufe schon bestanden

Die Deutsche Post DHL hat das Potenzial der AR-Datenbrillen bereits erkannt und setzt sie in der Kommissionierung quer über den Globus als reguläre Arbeitsmittel ein. Die dazu entwickelte Technologie nennt sich „Pick-by-Vision“ und soll eine durchschnittliche Steigerung der Produktivität von rund 15 Prozent ermöglichen. Das Szenario: Der Mitarbeiter ist über die Datenbrille mit dem Warenhausmanagementsystem verbunden. Sobald er sich angemeldet hat, startet die Auftragsbearbeitung. Das System blendet die relevanten Informationen ins Sichtfeld der Brille ein und führt ihn Schritt für Schritt durch den Auftrag. Am Stellplatz angekommen, aktiviert der Lagerist mit einem Tipp auf das am Bügel integrierte Touchpad den Scanner, um den Barcode des Stellplatzes abzulesen. Anschließend erscheint im Display die Order, die benötigten Produkte aus dem Regal zu nehmen. Steht der Mitarbeiter am falschen Stellplatz, erscheint eine Fehlermeldung.

Die HoloLens ermöglicht ein neue digitale Erfahrungswelt

Die jüngste Evolutionsstufe der Smart Glasses ist die 2016 eingeführte HoloLens von Microsoft. Die stylishe Brille besitzt keine Gläser, sondern halbtransparente Bildschirme, durch die die Umgebung sichtbar bleibt. Die besondere Fähigkeit der Brille besteht darin, dass sie die Realität um eine neue Dimension erweitert. Die entsprechende Software vorausgesetzt, stellt ein Rechner dreidimensionale Projektionen durch Lichtpunkte dar, die über Prismen und Spiegel ins Sichtfeld umgelenkt werden. Die dreidimensionalen Bilder lassen sich dann nicht nur betrachten, sondern mit Gesten oder Sprachbefehlen drehen und verändern. „Die HoloLens ist ein beeindruckendes Stück Hardware, das dem Nutzer eine völlig neue Erfahrungswelt eröffnet“, beschreibt DEKRA Experte Andreas Grasse seine Erfahrungen. Das Digital Innovation Lab hat die Datenbrille seit einem Jahr auf dem Schirm und bereits diverse wissenschaftliche Arbeiten betreut, die ihren Einsatz im Bereich Schulung und Ausbildung sowie in der Fahrzeugprüfung im Rahmen der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft untersucht haben.

Die HoloLens dürfte im Automobildesign eine Karriere machen. Foto: MicrosoftDie Brille von HoloLens erweitert die Realität um eine neue Dimension. Foto: MicrosoftDie HoloLens zeigt virtuelle Treppenlifte als dreidimensionale Projektionen. Foto: ThyssenkruppThyssenkrupp wartet Aufzüge mit Hilfe der HoloLens-Technologie. Foto: ThyssenkruppDie HoloLens soll Abläufe vereinfachen. Foto: Thyssenkrupp"Augmented Reality" verbindet reale Objekte mit digitalen Informationen wie beispielsweise Grafiken. Foto: ThyssenkruppAutomobilhersteller Ford nutzt HoloLens zur Entwicklung in seinen Design-Abteilungen. Foto: Microsoft

Ford optimiert das Fahrzeugdesign mit der 3D-Datenbrille

Der Automobilhersteller Ford etwa nutzt die Technologie zur Entwicklung in seinen Design-Abteilungen. Dabei werden virtuelle Design-Elemente über das Programm auf ein reales Fahrzeug oder ein Tonmodell übertragen. Der Designer kann dann mit der HoloLens die Auswirkungen der Veränderungen unmittelbar am Fahrzeug betrachten, gerade so, als wären diese Teil des Fahrzeugs. Die Datenbrillen der Team-Mitglieder lassen sich zudem untereinander synchronisieren. Dadurch können die Entwickler gemeinsam ein Design unter die Lupe nehmen. Unterm Strich dürfte die HoloLens die Abläufe in den Design-Abteilungen vereinfachen und teure Design-Studien überflüssig machen. Das Fazit von DEKRA Experte Andreas Grasse: „Die HoloLens ist ein Meilenstein in Sachen Augmented Reality.“ Die erste Generation dieser Brille lässt noch Luft für weitere Entwicklung. Aber die HoloLens ist heute schon ein Versprechen auf die Zukunft.

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