DEKRA übernimmt Lausitzring: Zentrum für automatisiertes und vernetztes Fahren entsteht
Die Sachverständigenorganisation DEKRA übernimmt zum 1. November 2017 den Lausitzring im südbrandenburgischen Klettwitz.
Zusammen mit dem DEKRA Technology Center (DTC) in unmittelbarer Nähe der Rennstrecke entsteht das größte herstellerunabhängige Zentrum für automatisiertes und vernetztes Fahren in Europa.
Es soll zentraler Bestandteil eines internationalen Testverbunds in Europa und Asien sein.
DEKRA übernimmt den Lausitzring from DEKRA on Vimeo.
DEKRA investiert mehr als 30 Millionen Euro in Klettwitz
„In den Aufbau dieses Testverbunds investieren wir im ersten Schritt mehr als 30 Millionen Euro“, sagt Stefan Kölbl, Vorsitzender des Vorstands DEKRA e.V. und DEKRA SE, bei Vertragsabschluss.
In Klettwitz steht der Aufbau von Testanlagen für das automatisierte Fahren im Fokus. Ergänzt wird dies durch das Thema Konnektivität, das DEKRA schwerpunktmäßig im spanischen Málaga ansiedelt.
Bis 2018 soll der Lausitzring als Testfeld ausgebaut sein. „Dabei geht es um Strecken und Anlagen, die das umfassende Testen von automatisierten Fahrfunktionen ermöglichen“, sagt Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands DEKRA SE. In Zukunft will DEKRA hier sehr komplexe Szenarien höchst flexibel darstellen. Das gelte sowohl für innerstädtische als auch außerstädtische oder Autobahn-Fahrten, ergänzt Klinke. Dazu werden zwei Citykurse, ein Überlandkurs sowie eine Autobahnstrecke auf dem Test-Oval in Klettwitz zur Verfügung stehen.
Fahrroboter, selbstfahrende Plattformen und Soft-Targets sind am Lausitzring im Einsatz
Die messtechnische Ausstattung wird hochmoderne Systeme wie Fahrroboter, selbstfahrende Plattformen, diverse Soft-Targets und mobile Verkehrsinfrastruktureinrichtungen aufweisen. Damit sollen sich schließlich kamera-, laser- und radarbasierte Umfeld-Erkennungssysteme prüfen lassen. Darüber hinaus will DEKRA Ausbildungs- und Trainingsveranstaltungen rundum das automatisierte Fahren anbieten. Bis zu 500 Teilnehmer pro Tag sollen im ausgebauten DEKRA Technology Center geschult werden können.
Ab Anfang 2018 ist es geplant, das Gelände in Klettwitz auch Kunden zugänglich zu machen. Die fertigen Strecken und die Infrastruktur werden bis Jahresende bereit stehen. Momentan arbeiten 48 Mitarbeiter am Lausitzring. Mittelfristig sollen zu den 100 Mitarbeitern am DTC zusätzlich 70 hochqualifizierte Kräfte hinzukommen.
Der Kauf des Eurospeedways Lausitzring – nach dem Nürburgring und dem Hockenheimring die drittgrößte Rennstrecke Deutschlands – stellt eine der größten Investitionen für DEKRA in den letzten 15 Jahren dar. Acht Jahre lang hatte die EuroSpeedway GmbH den Lausitzring aus eigener Kraft betrieben. Weil umfangreiche Investitionen in die Rennstrecke und in die Infrastruktur anstanden, hatte sich das Unternehmen kurzfristig dazu entschlossen, die Anlage mit dem fast 500 Hektar großen Areal an DEKRA zu verkaufen.
Automatisiert, aber sicher!
Am Lausitzring in Klettwitz prüft DEKRA Assistenzsysteme und automatisierte Fahrzeugtechnologien auf Herz und Nieren. Seit Neuestem auch im städtischen Umfeld auf speziell eingerichteten Citykursen. Die Erprobungen sind von zentraler Bedeutung – denn von der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Systeme hängt die Akzeptanz seitens der Gesellschaft ab.
Networking auf der Straße
Im Individualverkehr gilt die V2X-Kommunikation (Vehicle-to-Everything) als Technologie der Zukunft für einen flüssigeren Verkehr und die Verminderung von CO2-Emissionen. Gleichzeitig dürfte das vernetzte Fahren die Fähigkeiten automatisierter Fahrzeuge im Hinblick auf Sicherheit, Effizienz und Autonomie auf ein höheres Level heben.