„New Work“ – Arbeit neu denken
Bei der Digitalisierung geht es um weit mehr als neue Technologien. Es geht auch um neue Arbeitsmodelle. Prof. Dr. Antje Helpup denkt Arbeit neu und erklärt die Zauberformel Agiles Arbeiten.
Automation und Digitalisierungsprozesse verändern nicht nur die Anforderungen von Autokäufern, sondern auch die Arbeit der Beschäftigten in der gesamten Industrie – von der Entwicklung über die Fertigung bis hin zum Vertrieb.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin Dr. Antje Helpup beschäftigt sich als Professorin der Ostfalia Hochschule mit dieser epochalen Veränderung. Als Inhaberin des Instituts für Management (ima) organisiert sie das Automotive Trend Forum ATF. Für diese Ausgabe der DEKRA solutions brachte sie Studenten und Vorstände in den Dialog. In der Forschung kümmert sie sich um Lösungen für Beschäftigte, die mit wachsender Aufgabenflut und Zeitdruck konfrontiert sind.
Erfahrene Angestellte und Führungskräfte tun sich oft schwer, den Wandel anzunehmen, während junge Nachwuchskräfte ihn überhaupt nicht verspüren. „Weil sie als Digital Natives ganz anders ticken“, erklärt Helpup. Weg von „Nine to Five“ und festen Arbeitsorten hin zu Flexibilität und Zielen, die zur eigenen Verwirklichung beitragen, so sei die Ausrichtung der Generation Y. Die Führungsinstrumente der meisten Unternehmen sind da meist nicht mitgezogen.
Arbeit neu entdecken
Bei der Digitalisierung geht es um weit mehr als neue Technologien. Die Arbeit wird komplexer, schneller und oft weniger planbar. Ziele und Geschäftsmodelle von heute können morgen schon obsolet sein. Da braucht es geeignete Methoden, um flexibel und dynamisch zu reagieren. Spezialisten der Arbeitsorganisation sprechen vom Begriff „New Work“. Agiles Arbeiten heißt eine Zauberformel, die vor allem auf Flexibilität, Geschwindigkeit und hohe Selbstverantwortung der Mitarbeiter setzt. Übliche Hierarchien passen da oft nicht mehr. Es geht darum, Arbeit neu zu denken und vertraute Glaubenssätze loszulassen. Somit hängt der Erfolg mit der digitalen Transformation davon ab, inwieweit es auch Führungskräften gelingt, sich darauf einzustellen.
In der „New Economy“ ist das vielfach schon Wirklichkeit, aber auch die „Old Economy“ kann sich den Entwicklungen nicht verwehren. Dort zählen Empathie, Achtsamkeit und Improvisationstalent mehr als strukturierte Planung. Echtes Teamwork mit klarer Abgabe von Verantwortung spielt bei zunehmender Vernetzung eine große Rolle und so gewinnt neben der Fähigkeit, digital zu kommunizieren, auch der persönliche Umgang zwischen Teammitgliedern zentrale Bedeutung. Aufmerksamkeit und Freude biegen die Erfolgskurve eines Projekts nach oben.
Wer für sein Unternehmen den Agilitätscheck machen will, kann dies online mit dem Fragebogen der Ostfalia Hochschule machen und leistet damit gleich noch der Wissenschaft einen wertvollen Dienst. Denn der Fragebogen wird anonym zu Forschungszwecken ausgewertet.
Interview: Drei Fragen an …
Prof. Dr. Antje Helpup, Professorin der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
Ist agiles Arbeiten das Allheilmittel, um dem digitalen Wandel zu begegnen?
Helpup: Es ist zumindest ein guter Ansatz, weil es in den Köpfen der Menschen ansetzt und mit seinen flexiblen Arbeits- und Kommunikationsformen Werte wie Offenheit, Achtsamkeit, Transparenz, Verantwortung und Improvisationsvermögen stärkt.
Können Sie Achtsamkeit in diesem Zusammenhang etwas näher erläutern?
Helpup: Ein Blick auf unsere Meeting-Kultur ist dazu hilfreich. Sie werden von vielen als Zeitkiller betrachtet und die Teilnehmer tippen nebenher E-Mails ein. Hier geht es darum, alle Teilnehmer abzuholen, ihnen volle Aufmerksamkeit zu geben und sie auch zu fordern. Dafür gibt es regelrechte Anleitungen.
Was zeichnet einen „digital leader“ aus?
Helpup: Er behält in komplexen Situationen den Überblick, steuert die Aufmerksamkeit des Teams fokussiert und zielgerecht. Er kann Stimmungen erfassen, den Teamspirit hochhalten, mit Wertschätzung Key-Player binden und ist in der Lage, über Selbstreflexion aus alten Denk- und Verhaltensmustern auszusteigen.
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