7 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Verkehr
Nie standen so viele Verkehrsmittel still wie in Zeiten von Corona. Weniger Verkehr bedeutet weniger Belastung mit Abgasen und Feinstaub. Doch so wird es nicht bleiben. Deshalb sollten wir den nachhaltigen Verkehr im Auge behalten – auf der Straße, in der Luft und auf dem Wasser.

Für einen nachhaltigen Verkehr: Fahrrad fahren, öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder Fahrgemeinschaften bilden. Grafik: Shutterstock – Solveig Been
Fahrrad fahren
Um den eigenen CO2-Ausstoß zu reduzieren, ist es ratsam, das Fahrrad zu nehmen. Zudem ist Radfahren gesund: Man beugt so unter anderem Bluthochdruck sowie Herz-Kreislauferkrankungen vor. Laut Bundesregierung legen Deutsche momentan zehn Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurück. Hier ist jedoch noch viel Luft nach oben. Nach Angaben des Umweltbundesamts könnten bis zu 30 Prozent der Autofahrten durch Radfahrten ersetzt werden. Um den Radverkehr weiter zu fördern, subventioniert der Bund beispielsweise die Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplan (NRVP) mit rund drei Millionen Euro.
Fahrgemeinschaft bilden
Benötigen Sie nur ab und an ein Auto, könnten für Sie auch verschiedene Formen von Fahrgemeinschaften interessant sein. Denn laut Umweltbundesamt steht ein Auto durchschnittlich 23 Stunden am Tag ungenutzt herum und blockiert gerade in Städten wertvolle Flächen. Durch Alternativen wie Mitfahrzentralen, Carsharing-Angebote oder andere Leihmodelle (E-Scooter etc.) ist ein eigenes Auto oft nicht mehr nötig. Hat ein Nachbar ein eigenes Auto und muss in dieselbe Richtung, wäre auch dies eine Möglichkeit, weniger CO2 zu produzieren.
Zu Fuß gehen
Schuhe sind vermutlich das meistverkaufte „Verkehrsmittel“ – und wohl auch das nachhaltigste. 2017 haben Fußgänger täglich 3,6 Kilometer zurückgelegt. Das sind 0,5 Kilometer mehr als im Jahr 2002, stellt eine Studie des Bundesverkehrsministeriums fest. Legt man eine Strecke zu Fuß anstatt mit dem Pkw zurück, können nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) durchschnittlich 140 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer eingespart werden. Auch die Einhaltung der Lärmgrenzwerte von 40 dB(A) nachts und 50 dB(A) tagsüber lässt sich einfacher realisieren. Sehr attraktiv scheinen Städte mit einem hohen Fußverkehrsanteil wie etwa Zürich mit 35 Prozent, Helsinki mit 32 oder Wien mit 27 Prozent zu sein. Sie landen laut UBA bei Vergleichsstudien zur Lebensqualität regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Im Hinblick auf Klimawandel, Energiewende und ein verändertes Mobilitätsverhalten bietet der Fußverkehr eine gesunde, nachhaltige und störungsfreie Alternative zu anderen Verkehrsmitteln.
ÖPNV nutzen
Besonders in Städten mit dichter Infrastruktur bietet sich der Wechsel vom Pkw auf die öffentlichen Verkehrsmittel an. Denn der Autoverkehr benötigt mehr Platz und Ressourcen pro Personenkilometer als alle öffentlichen Nahverkehrsmittel, so eine Studie der Europäischen Umweltagentur. Diese untersuchte die Möglichkeiten, mit denen sich die Mobilität umweltfreundlicher und effizienter gestalten ließe. Demnach wäre der ÖPNV einer der wichtigsten Faktoren, um beispielsweise die Wohnqualität in den Städten zu verbessern. Wichtig ist dabei eine bequeme und nutzerfreundliche Einbindung der Verkehrsträger. Folglich gilt: Je kürzer die Wartezeiten, die Wege zu Fuß und je niedriger die Kosten und je höher der Komfort, desto einfacher gelingt der Umstieg auf die ÖPNV. Eines der Erfolgsbeispiele ist die Stadt Lissabon, die mitten in der Finanzkrise 2008/2009 auf mehr Nachhaltigkeit in der Mobilität gesetzt hat. Mittlerweile haben 93 Prozent aller Lissabonner Zugang zum öffentlichen Verkehrsnetz im Umkreis von 300 Metern. Die Zahlen für diesen Weg sprechen für sich: Vor allem bei einer durchschnittlichen Auslastung von 1,5 Personen pro Pkw stellen Linienbusse mit 80 g CO2/Pkm oder Stadt-, Straßen- oder U-Bahnen mit 58 g CO2/Pkm das nachhaltigere Verkehrsmittel dar. Ein Pkw kommt laut einer Statistik des Umweltbundesamts hingegen auf 147 g CO2/Pkm.
Allgemeinzustand des Fahrzeugs überprüfen
Wer möglichst nachhaltig unterwegs sein will und dabei aber nicht auf sein Auto verzichten kann, sollte dafür sorgen, dass das Fahrzeug immer gut gewartet ist. Ist der technische Zustand einwandfrei und der Motor optimal eingestellt, läuft er auch sparsamer. Regelmäßige Filter-, Öl- und Zündkerzenwechsel sollten nach Herstellerangaben erfolgen. An der Tankstelle schnell noch den Reifendruck prüfen? Gute Idee! „Verwenden Sie den Fülldruck, den Fahrzeughersteller und Reifenhersteller gemeinsam für den jeweiligen Beladungszustand des Fahrzeugs vorgeben“, empfiehlt DEKRA Reifenexperte Christian Koch. Vermeiden Sie unnötigen Ballast wie Dach- und Fahrradträger oder sonstige Aufbauten, wenn sie nicht in Benutzung sind. Diese erhöhen das Gewicht und den Luftwiderstand und damit den Spritverbrauch.
Fahrstil anpassen
Ob es die Lkw-Flotte ist, der Firmenwagenfuhrpark oder das eigene Auto – der Mensch am Steuer ist beim energieeffizienten Fahren der entscheidende Faktor. Wer vorausschauend fährt, senkt nicht nur den Spritverbrauch und damit den CO2-Ausstoß, sondern auch die Kosten. Gas geben, obwohl die Ampel schon auf Rot schaltet, ist kontraproduktiv. Nutzen Sie stattdessen die Bremswirkung des Motors, während Sie vom Gas gehen. Achten Sie auf eine möglichst niedrige Motordrehzahl und schalten Sie frühzeitig die Gänge hoch. Die Kunst liegt in einer gleichmäßigen Fahrweise, ohne rasante Beschleunigungs- und Bremsvorgänge. Auch ist die Geschwindigkeit entscheidend: Ein Mittelklasse-Auto kann bei Tempo 100 mit einem Durchschnittsverbrauch von ca. sechs Litern gefahren werden. Bei 160 km/h steigt der Verbrauch auf etwa zehn Liter pro 100 Kilometer. Daher nutzen Sie Ihr Potenzial als Fahrer, achten Sie auf Ihren Fahrstil und die geltenden Tempolimits. Dabei helfen moderne Bordcomputer, mit denen Sie nicht nur Ihren Durchschnittsverbrauch, sondern auch Ihre Fahrweise analysieren können. Lassen Sie im Navigationssystem auch eine schon bekannte Route nach dem Kriterium „ökonomisch“ berechnen und fahren Sie die Strecke „neu“.
Nachhaltig reisen
Das Jahr 2020 ist sicher nicht exemplarisch für das Reiseverhalten der Bevölkerung. Das Verkehrsaufkommen bei Flug, Schiff, Bahn oder auch Pkw ging drastisch zurück. Nachhaltig zu reisen, empfiehlt sich nach wie vor. Besonders umweltschädlich sind laut Umweltbundesamt (UBA) Flugreisen. Ein Flug von Deutschland auf die Kanarischen Inseln und zurück verursacht laut UBA einen Ausstoß von rund 1.800 Kilogramm CO2. Bei einer vierköpfigen Familie summiert sich die Zahl auf 7,2 Tonnen CO2. Mit dem Auto kämen die vier damit rund 45.000 Kilometer weit. Auch Kreuzfahrtschiffe stehen massiv in der Kritik. Daher rät das UBA auf Bus, Bahn und Fahrrad zu wechseln und näher gelegene Reiseziele anzusteuern.
Nicht nur privat, auch bei geschäftlichen Reisen steht Nachhaltigkeit im Fokus: 64 Prozent der Reisemanager in Unternehmen wollen laut dem Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) die Anzahl der Geschäftsreisen insgesamt reduzieren. Bei der Wahl des Verkehrsmittels stehe auf innerdeutschen Strecken der Wechsel vom Flugzeug auf die Bahn auf der Agenda. 53 Prozent setzen diese Maßnahme bereits um, weitere 35 Prozent planen sie. Eine weitere Möglichkeit wäre, ganz auf die Reise zu verzichten und auf Online-Meetings auszuweichen. Zu einer klimafreundlichen Dienstreise gehört auch, am Zielort auf Nachhaltigkeit zu achten und für kurze Strecken den dortigen Nahverkehr zu nutzen. Navigations-Apps etwa helfen, sich zu orientieren und Angebote von Carsharing, Ridesharing, Stadträdern oder E-Scootern zu nutzen – das gilt übrigens auch für private Reisen.
Grafik: Fabian Techel
Schicht-Arbeiten
Die Photovoltaik ist ein Hoffnungsträger für die Gestaltung einer CO2-freien Zukunft. Ihr ganzes Potenzial kann die Technologie allerdings erst dann ausspielen, wenn sie beim Wirkungsgrad eine ordentliche Schippe drauflegt. Auf der Jagd nach mehr Effizienz und Nachhaltigkeit haben europäische Wissenschaftler derzeit die Nase vorn.
Retrofit: Aus Alt mach Neu
Nachhaltigkeit im Fuhrpark geht auch anders. Die Umrüstung auf Elektroantrieb ist ein Jungbrunnen für ältere Diesel-Lkw und kann dem Betreiber eine Menge Geld sparen. Die Anbieter fürs technologische Update warten mit spezialisierten Elektro-Baukästen auf, die sich im Hinblick auf Reichweite und Nutzlast an die Belange der Kunden anpassen lassen.
Windenergie – die himmlische Ressource
In alten Märchen gilt der Wind als himmlisches Kind, in Zeiten des Klimawandels avanciert er jedoch zur unverzichtbaren Ressource. Europa, das steht längst fest, braucht mehr Windenergie. Aber wie lässt sich dieses Potenzial am besten nutzen? An Land oder auf See? DEKRA Solutions hat sich aktuelle Technologien und Projekte genauer angesehen.