Geben und Nehmen
Grüner Strom liegt im Trend, am besten selbst gemacht und für das eigene Elektromobil gespeichert. Die Autoindustrie bietet das schon an.

BMW bietet seinen Kunden der i-Serie einen Carport der Firma Solarwatt an. Der per Fotovoltaik erzeugte Strom wird in einem Akku zwischengespeichert und nachts an das Auto abgegeben. Photo: BMW
Automobilwirtschaft und erneuerbare Energien – das klingt nach dem Verhältnis zwischen Hund und Katz. Tatsächlich sind sich die Branchen keineswegs spinnefeind – so arbeitete Volkswagen schon zu Zeiten, als die Elektroautos in Deutschland kein großes Thema waren, mit dem Ökostromanbieter Lichtblick zusammen. Im Blockheizkraftwerk des Anbieters werkelte ein Motor von VW, der gleichzeitig Wärme und Strom erzeugt, also überaus effizient ist. Die Ehe der beiden endete im Rosenkrieg – während des Projekts änderten sich die Rahmenbedingungen, das Produkt war nicht mehr attraktiv. Jetzt vermarktet Lichtblick die Akkus des US-Trendsetters Tesla, mit denen sich überschüssige Wind- oder Sonnenenergie speichern lässt, bis sie gebraucht wird. Noch konsequenter sind der Stuttgarter Autobauer Daimler und die Münchner Firma Mobility House. Denn die Elektroautos haben ein Problem: Nach rund zehn Jahren sind die derzeit verfügbaren Akkus für den Einsatz auf der Straße nicht mehr leistungsfähig genug, dann sinkt die Reichweite der Stromer unter die zugesicherte Untergrenze. Tatsächlich haben diese Altbatterien aber noch 70 bis 80 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität, sind also für den Elektroschrott viel zu schade. Mobility House baut die Alt-Akkus um in stationäre Stromspeicher für den gewerblichen Einsatz. Das könnte für alle Beteiligten ein interessantes Geschäft werden: Daimler kann die Preise für die Akkus anders kalkulieren, wenn sie am Ende ihrer Auto-Nutzung nicht im Müll landen, Mobility House kommt günstig an die benötigte Ware. Für das Einfamilienhaus mit Solarpanelen auf dem Dach bietet Daimler allein unter dem Namen Mercedes-Benz-Energiespeicher neue Akkus an – da es in Deutschland immer weniger lukrativ wird, überschüssigen Solarstrom ins öffentliche Netz zu speisen, raten Experten ohnehin, den Strom für den Eigenbedarf zu speichern. Der Münchner Hersteller BMW arbeitet für sein Modell i mit der Dresdner „Solarwatt“ zusammen. Die Modelle i3 und i8 tanken Strom an einer Kombination aus Carport mit Solarpanel und Akku – Motto: Während der Kunde fährt, sammelt die Solarzelle auf dem Dach schon Strom für die nächste Fahrt. Preis: je nach Ausführung um 10.000 Euro.

Mercedes-Benz bietet Akku-Module an, die überschüssigen Strom speichern. Die Steuerung übernimmt eine App des Energieversorgers. Photo: Daimler AG
Text: Karl-Gerhard Haas
Schienenverkehr – Alternativen für den Diesel
Die elektrische Traktion unter einer Oberleitung ist im europäischen Schienenverkehr das Maß der Dinge. Wären da nicht jede Menge Haupt- und Nebenstrecken, auf denen immer noch der Diesel brummt. Immer mehr Bahnbetreiber bringen jetzt ihre Fuhrparks auf Vordermann – gefragt sind alternative Antriebe für eine lokal emissionsfreie Zugfahrt.