Wanted!
Die Arbeitswelt 4.0 wird immer digitaler. Entsprechend hoch ist der Bedarf an gut ausgebildeten Arbeitskräften – etwa aus dem IT-Bereich. Doch der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern nimmt zu.

Fachkräftemangel – weltweit werden Experten gesucht. Vor allem im IT-Bereich ist der Mangel groß. Foto: Fotolia – fegefox
Egal, welche Branche, ob große oder kleine Unternehmen: IT und Software sind zentraler Bestandteil. Längst macht sich das am Stellenmarkt bemerkbar – der Anteil offener Stellen für IT-Fachkräfte war noch nie so hoch wie in diesem Jahr. Das untermauert auch der DEKRA Arbeitsmarkt-Report 2018, zu dessen Zweck die Expertenorganisation stichprobenartig fast 13.000 ausgeschriebene Stellenangebote in Deutschland ausgewertet hat.
Erstmals erreichen dabei IT-Berufe den höchsten Anteil an der Gesamtstichprobe. Deutlich mehr als jeder zehnte gesuchte Kandidat findet hier sein neues Aufgabengebiet. Die Lage am Stellenmarkt für Ingenieure scheint sich etwas zu entspannen. Zum ersten Mal sind weder Ingenieure für Maschinen- und Fahrzeugbau noch Ingenieure für Elektrotechnik unter den gesuchten Top-Ten-Berufen vertreten. In dieser Kategorie finden sich jetzt noch Architekten und Bauingenieure. Die vordersten zehn Plätze am Stellenmarkt sind jedoch keineswegs Berufen mit akademischen Qualifikationsanforderungen vorbehalten. Elektroniker, Gesundheits- und Krankenpfleger oder Vertriebskräfte gehören zu den gefragtesten Fachkräften.
Nach Branchen aufgeteilt entgeht diesen Ländern der meiste Umsatz:

In China, Japan, Deutschland und den USA herrscht ein großer Fachkräftemangel. Quelle: Korn Ferry, „The Future Of Work“, 2018
Insgesamt richtet sich gut jedes zehnte Jobangebot an Bewerber mit Führungserfahrung. Die Quote an Stellen mit Personalverantwortung ist damit stabil geblieben. Vor allem ambitionierten Projektmanagern bieten sich vielfältige Jobchancen; fast jede dritte Position mit Personalverantwortung ist für sie ausgeschrieben. Dies dürfte weiter so bleiben, zumal Projektarbeit tendenziell zunimmt.
Weltweiter Fachkräftemangel nimmt zu
Der Report zeigt: An Stellenangeboten mangelt es nicht. Allerdings haben die Unternehmen zunehmend das Problem, die Posten zu besetzen, denn branchenübergreifend fehlen gut qualifizierte Fachkräfte. „Die Wirtschaftsleistung Deutschlands fällt dadurch pro Jahr um bis zu 30 Milliarden Euro niedriger aus“, schätzt Dr. Peter Littig, bildungspolitischer Berater der Geschäftsführung der DEKRA Akademie GmbH, und beruft sich dabei unter anderem auf Untersuchungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Der Mangel an Fachkräften ist allerdings nicht nur ein deutsches Problem, sondern betrifft Unternehmen in der ganzen Welt. Und das mit gravierenden Folgen, wie die Future-Of-Work-Studie „The Talent Shift“ des international tätigen Personalberatungsunternehmens Korn Ferry feststellt. Danach könnten bis zum Jahr 2030 weltweit 85,2 Millionen Fachkräfte fehlen, wodurch Umsatzeinbußen von knapp 8,5 Billionen US-Dollar pro Jahr drohen. Das ist so viel wie das Bruttoinlandsprodukt von Deutschland und Japan zusammen.
Drei Fragen an Dr. Peter Littig

Dr. Peter Littig ist bildungspolitischer Berater der Geschäftsführung der DEKRA Akademie. Foto: Mario Brunner
IT-Fachkräfte sind in Deutschland gesuchter denn je. Lässt sich dieser Trend auch international beobachten?
Littig: Ja, die Digitalisierung und Vernetzung macht schließlich nicht an den Landesgrenzen halt. Die rapide Globalisierung sowie die damit verbundene weltweite Verschmelzung von Märkten und Unternehmen haben unter anderem im Hinblick auf die Produktions- und Beschaffungsprozesse den Bedarf an IT-Spezialisten weltweit erhöht. Groß ist vor allem die Nachfrage nach Softwareentwicklern und Programmierern sowie IT-Beratern. Dieser Bedarf kann allerdings nicht in dem Maße gedeckt werden, wie es eigentlich notwendig wäre.
Wirkt sich die Digitalisierung nur auf die IT-Wirtschaft und deren Spezialdisziplinen aus?
Littig: Keineswegs, mit dem Vordringen der Digitalisierung in weniger IT-affine Tätigkeitsfelder verändern sich auch dort die Arbeitsprozesse und die Anforderungen an die Mitarbeiter. Im Facility-Management zum Beispiel bergen neue Technologien Potenzial für eine professionellere und ressourcenschonendere Bewirtschaftung von Gebäuden.
Für wie groß erachten Sie die Gefahr, dass die Digitalisierung massenhaft Arbeitsplätze vernichtet?
Littig: Diese Befürchtung kann ich nicht teilen. Selbstverständlich wird die Digitalisierung unsere Arbeitswelt nachhaltig verändern. Darin sehe ich aber hauptsächlich die große Chance, dass zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, wie das auch im Bereich der IT-Security deutlich wird: Die Zahl der Hackerangriffe dürfte in Zukunft eher noch weiter zunehmen. Auch der Datenschutz bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Ein entscheidender Faktor ist dabei die Qualifizierung der Fachkräfte. Personaler fragen oft nach einem Studienabschluss, wobei in vielen Anzeigen optional mehrere Fach- oder Ausbildungsrichtungen angesprochen werden. Bewerber mit einem Informatikstudium sind dabei auf der sicheren Seite, aber auch Wirtschaftsinformatik oder Studiengänge in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, sogenannte MINT-Fächer, werden in den Anforderungsprofilen genannt. Wirtschaftswissenschaftlern bieten sich ebenfalls gute Jobchancen – vorausgesetzt, sie haben ein grundlegendes Verständnis und Interesse an IT-Sicherheit.